2013 | Berlinale Special

Filmgespräche im Haus der Berliner Festspiele

Auch 2013 fanden im Haus der Berliner Festspiele Gespräche mit Machern, Protagonisten und Experten im Anschluss an einzelne Filmvorführungen statt. Die Berlinale knüpfte damit an den Erfolg von 2012 an und bot Raum für einen ausführlichen Dialog mit dem Publikum. An fünf Terminen wurden insgesamt fünf Dokumentarfilme aus dem Berlinale Special-Programm gezeigt.

Assistance Mortelle – Ausschnitte aus der Podiumsdiskussion

Den Auftakt bildete 2013 Raoul Peck mit seinem politischen Dokumentarfilm Assistance Mortelle. Drei Jahre nach dem schweren Erdbeben in Haiti zeigt Peck die ernüchternden Ergebnisse der Arbeit zahlreicher NGOs, deren Handeln oft von Marketingstrategien bestimmt wird. Peck wurde in Port-au-Prince geboren und war von 1996 bis 1997 Kulturminister des Landes. Für seinen Film hat er sowohl Stimmen der Betroffenen als auch von politischen Entscheidungsträgern gesammelt. Im Anschluss an die Filmvorführung diskutierte er mit zwei Akteuren des Wiederaufbaus, der Politikerin Priscilla Phelps und dem haitianischen Ingenieur Joiseus Nader – beide Protagonisten von Assistance Mortelle – und versuchte, das Scheitern der internationalen Gemeinschaft zu rekonstruieren.

Die Moderation übernahm Christiane Grefe, Redakteurin der Wochenzeitung Die Zeit.

The Spirit of ´45 – Ausschnitte aus der Podiumsdiskussion

Im Anschluss an die Vorführung seines Films The Spirit of ´45 trat Regisseur und Altmeister des europäischen Autorenfilms Ken Loach in den Dialog mit dem Publikum. Loach, bekannt und hochgeschätzt für seine sozialkritischen Filme, war schon mehrmals bei der Berlinale zu Gast - zuletzt 2005 mit dem Omnibus-Film Tickets im Wettbewerb. 2004 wurde er für Ae Fond Kiss mit dem Preis der Ökumenischen Jury und dem Preis der Gilde Deutscher Filmkunsttheater ausgezeichnet. Für seinen Dokumentarfilm The Spirit of ´45 hat er mit Zeitzeugen der Nachkriegsära über den Umbau Großbritanniens zum Wohlfahrtsstaat und dessen radikale Zerstörung durch die neoliberale Regierungspolitik Margaret Thatchers gesprochen. Der Historiker und Journalist Michael Sontheimer moderierte das Gespräch.

Unter Menschen – Ausschnitte aus der Podiumsdiskussion

Die Regisseure Christian Rost und Claus Strigel präsentierten ihren dokumentarischen Politkrimi Unter Menschen, der die Leidensgeschichte einer Gruppe von Schimpansen verfolgt, die als Versuchstiere missbraucht wurden. Im Labor wurden die Tiere mit HIV und Hepatitis infiziert. Nach 15 Jahren Isolationshaft für die Affen werden die Versuche ohne Ergebnis abgebrochen. Ihre anschließende Reise in die Freiheit führt sie unter anderem in einen österreichischen Safaripark und endet auf dem Gnadenhof „Gut Aiderbichl“, wo die Tiere zum ersten Mal in ein Freigehege entlassen werden.

Moderiert von Filmemacherin Doris Metz sprachen die Regisseure des Films mit Josef Schmuck vom Grazer „Dokumentationszentrum für Artenschutz“ über die jahrzehntelange Odyssee der Schimpansen und ihrer Betreuerinnen.

Gold - Du kannst mehr als du denkst & Mein Weg nach Olympia - Ausschnitte aus der Podiumsdiskussion

Mit Gold - Du kannst mehr als du denkst von Michael Hammon und Mein Weg nach Olympia von Niko von Glasow bildeten zwei Dokumentarfilme über die Paralympics 2012 den Abschluss der Reihe. Radio Eins-Moderator Knut Elstermann moderierte das Filmgespräch mit den beiden Regisseuren. Neben der querschnittsgelähmten Schwimmerin Kirsten Bruhn, dem Rollstuhlmarathonfahrer Kurt Fearnley und dem blinden Langstreckenläufer Henry Wanyoike waren auch der gelähmte Boccia-Champion Grigoris Polychronidis sowie die einbeinige Schwimmerin Christiane Reppe anwesend. Beide Filmvorführungen waren barrierefrei zugänglich und wurden mit Audiodeskription gezeigt. Die anschließenden Gespräche wurden in Gebärdensprache übersetzt.