Horse Opera

Die Kamera schaut, oft durch eine schwarze Kreisblende, auf Landleben. Mal holt sie einen Truthahn ins Blickfeld, mal ein Reh, mal eine Dachkante, die schwer am Schnee trägt, und am liebsten guckt sie Pferden zu, gescheckten Pferden, Schimmeln, Füchsen mit roten Wimpern, Ponys mit dichtem Winterfell. Kruppen und Schweife zeigt sie im Close-up, und auch für das Zittern am Widerrist interessiert sie sich. Zu hören ist dazu, oft aus dem Off, eine langsame Stimme, die Texte nachspricht. Darin geht es um Partys in New York, um Drogen, um die Ausgelassenheit auf der Tanzfläche, um das Staunen über die tollen Outfits der anderen, um die Unsicherheit, wenn der Körper zu einem Stück keine Moves kennt. Ab und zu sieht man im On eine Frau um die 60. Wer Bilder von Moyra Davey im Kopf hat, weiß, dass sie es ist.
Die stockende Stimme, das Pulsieren der Partys, die ländliche Isolation im Bild, die Geselligkeit im Text, der ältere Körper, die hungrigen, jungen Körper: Horse Opera lebt von Kontrasten, Bild-Ton-Scheren und Interferenzen. En passant lässt der Film die Melancholie, die die Pandemiejahre und das Schwinden körperlicher Fähigkeiten hervorbringen, aufscheinen.
von Moyra Davey USA 2022 Englisch 72’ Farbe Europäische Premiere

Stab

Regie Moyra Davey
Buch Moyra Davey
Montage Nicolas Linnert
Stimme Moyra Davey
Produzent*in Moyra Davey
Ausführende*r Produzent*in Moyra Davey

Produktion

Moyra Davey

Moyra Davey

Geboren 1958 in Toronto, Kanada. Sie studierte Fotografie, absolvierte den Master of Fine Arts und ist als Fotografin, Autorin und Videokünstlerin tätig. Ihr Werk wurde auf zahlreichen internationalen Einzelausstellungen in Galerien und Museen präsentiert.

Filmografie

1990 Hell Notes; 26 Min. 2006 Fifty Minutes; 51 Min. 2009 My Necropolis; 32 Min. 2010 Hujar / Palermo; 4 Min. 2011 Les Goddesses; 61 Min. 2014 My Saints; 31 Min. 2015 Notes on Blue; 28 Min. 2016 Hemlock Forest; 41 Min. 2017 Wedding Loop; 23 Min. 2019 i confess; 57 Min. 2022 Horse Opera; 72 Min.

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2023