Eldorado

Als Markus Imhoof, geboren 1941, ein kleiner Junge war, nahmen seine Eltern das italienische Flüchtlingskind Giovanna bei sich in der Schweiz auf. Doch die große Politik riss die Kinderfreundschaft auseinander. Die Erinnerungen daran veranlassen den Regisseur, sich mit der aktuellen europäischen Flüchtlingspolitik zu beschäftigen. Ein italienisches Marineschiff vor der libyschen Küste nimmt 1800 Bootsflüchtlinge an Bord. Keiner von ihnen hat die Chance, legal nach Europa zu kommen. Vom Schiff geht es in ein Flüchtlingslager mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von acht bis 15 Monaten. „Wir versprechen ihnen nicht das Paradies, aber es wird jeden Tag besser“, sagt ein Helfer. Doch wer das Lager verlässt, für den bleibt oft nur Schwarzarbeit. Frauen, die zur Prostitution gezwungen sind. Männer, die sich auf Tomatenplantagen verdingen. Resümee eines Betroffenen: „Das hier ist kein Leben, es ist nicht mal Überleben.“ Und wie ergeht es den wenigen, die in der Schweiz aufgenommen werden? Imhoof hinterfragt das System der organisierten Hilfe, das Geflüchtete in einen teuflischen Kreislauf entlässt, der meist von ökonomischen Interessen bestimmt wird. Ein leiser Film, der zur eindringlichen Mahnung wird.
von Markus Imhoof
mit Robert Hunger-Bühler, Caterina Genta
Schweiz / Deutschland 2018 Deutsch, Englisch 92’ Farbe Weltpremiere | Dokumentarische Form

Mit

  • Robert Hunger-Bühler (Markus)
  • Caterina Genta (Giovanna)

Stab

Regie, Buch Markus Imhoof
Kamera Peter Indergand
Montage Beatrice Babin, Thomas Bachmann
Musik Peter Scherer
Sound Design Sebastian Tesch
Mischung Ansgar Frerich
Ton Dieter Meyer, Jürg Lempen, Hugo Poletti
Regieassistenz Marion Glaser, Antonella Falconio, Giorgia De Coppi, Franziska Arnold
Herstellungsleitung Tassilo Aschauer
Produzent*innen Pierre-Alain Meier, Thomas Kufus, Markus Imhoof

Produktion

Thelma Film

Markus Imhoof

Geboren 1941 in Winterthur, studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Geschichte und besuchte die Filmhochschule in Zürich. Nach international preisgekrönten Dokumentarfilmen wurde Das Boot ist voll bei der Berlinale 1981 mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet und für einen Oscar nominiert. More than Honey wurde mit mehreren Filmpreisen geehrt und war der erfolgreichste Schweizer Dokumentarfilm aller Zeiten. Er war Gastdozent an Filmhochschulen in Berlin und Zürich, ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin, der Europäischen und der deutschen Filmakademie sowie der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS) in Los Angeles.

Filmografie

1967 Rondo 1969 Ormenis 199+69; Kurzfilm 1972 Volksmund – Oder was man isst 1974 Fluchtgefahr 1977 Tauwetter 1979 Isewixer 1980 Das Boot ist voll 1986 Die Reise 1990 Der Berg 1991 Les petites illusions 1996 Flammen im Paradies 2000 Zornige Küsse 2005 Steinschlag 2012 More than Honey 2018 Eldorado

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2018