2014 | Berlinale Special

Filmgespräche im Haus der Berliner Festspiele

Seit der Etablierung des Haus der Berliner Festspiele als Spielstätte der Berlinale haben auch die Gespräche im Anschluss an die Filmvorführungen Tradition. Aktuelle Themenschwerpunkte werden hier vertieft und der Raum für den Austausch mit dem Publikum konsequent erweitert. Auch 2014 lud die Berlinale Filmemacher, Protagonisten und Experten in Gesprächsrunden und Q&As zum offenen Dialog ein.

Baal (1969) – Video des Q&A

Zum Auftakt 2014 kam ein bedeutendes Stück (west-) deutscher Fernsehgeschichte nach 44 Jahren auf die Kinoleinwand. Volker Schlöndorffs Verfilmung von „Baal“, dem Theaterstück des jungen Bertold Brecht, durfte jahrzehntelang nicht gezeigt werden, nachdem Brechts Witwe Helene Weigel nach der Erstausstrahlung des Films 1970 intervenierte und jede weitere Vorführung verbieten ließ. Im Zentrum ihrer Kritik: das Spiel des Hauptdarstellers. Dabei wird der Dichter Baal in Schlöndorffs Inszenierung von keinem Geringeren als Rainer-Werner Fassbinder dargestellt. Als Cast versammelte sich 1969 das Ensemble des Münchener Antitheaters, etwa Margarethe von Trotta und Hanna Schygulla, die Ikonen des Neuen Deutschen Films, sind in weiteren Rollen zu sehen. Auf der Berlinale feierten sie zusammen mit Klaus Doldinger (Musik) sowie dem Regisseur ein Wiedersehen und standen im Anschluss an die Vorführung für Fragen zur Verfügung.

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Night will Fall – Video der Podiumsdiskussion

15. April 1945: Britische Truppen befreien das Konzentrationslager Bergen-Belsen. In ihrem Gepäck haben sie Kameras, um Bilder einzufangen, die die deutsche Bevölkerung mit ihrer Schuld konfrontieren sollen. Schnell ändert sich die Politik der amerikanischen Besatzungsmacht und Deutschland soll Partner werden im Kalten Krieg. Die Aufnahmen verschwinden im Londoner Imperial War Museum und tauchen nur sporadisch in der Filmgeschichte auf. Die endgültige Fertigstellung des geplanten Aufklärungsfilms dauert bis ins Jar 2014. André Singers Dokumentarfilm Night Will Fall erzählt die bewegte Geschichte des Films German Concentration Camps Factual Survey, der im Forum 2014 seine Uraufführung feierte.

Der Filmkritiker Knut Elstermann moderierte im Anschluss an die Vorführung von Night will Fall ein Gespräch mit dem Regisseur André Singer, dem Historiker Professor Rainer Schulze, Produzentin Sally Angel, dem kroatischen Filmproduzenten und Schauspieler Branko Lustig, der Auschwitz und Bergen-Belsen überlebt hat, sowie Dr. Toby Haggith vom Londoner Imperial War Museum.

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Untitled New York Review of Books Documentary – Video der Podiumsdiskussion

In Untitled New York Review Of Books Documentary setzen Oscar-Preisträger Martin Scorsese, selbst Abonnent der ersten Stunde, und David Tedeschi einer der interessantesten und anspruchsvollsten Zeitschriften zu Kultur und Politik sowie ihrem legendären Herausgeber Robert Silvers ein Denkmal. Die Berlinale präsentiert den Dokumentarfilm als Work in progress. Im Anschluss begrüßte Rainer Rother, Künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek und Sektionsleiter der Retrospektive, beide Regisseure sowie Robert Silvers und den NYREV-Verleger Rea Hederman, den Schriftsteller und Protagonisten Michael Greenberg und die Produzentin Margaret Bodde zum Gespräch.

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The Unknown Known – Video der Podiumsdiskussion

Über die Massenvernichtungswaffen, die den Anlass für die Invasion des Irak 2003 bildeten und nie gefunden wurden, gab er zu Protokoll: „Wir wissen, wo sie sich befinden. In der Gegend um Tikrit und Bagdad und östlich, westlich, südlich und etwas nördlich.“ Kaum ein amerikanischer Hardliner hat den „Kampf gegen den Terror“ so vehement gefordert wie der ehemalige Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Dieser mehr als umstrittenen Gestalt aggressiver, amerikanischer Angriffspolitik nähert sich die Dokumentarfilm-Ikone Errol Morris auf Grundlage der mehr als 10.000 Memos, die Rumsfeld als Berater von vier US-Präsidenten geschrieben hat. Errol Morris war bereits 2008 zu Gast im Berlinale Wettbewerb. Standard Operating Procedure thematisierte die Folterszenen im Abu-Ghraib-Gefängnis, die als Fotografien um die Welt gingen, und für die Rumsfeld als damaliger Verteidigungsminister die Verantwortung übernehmen musste. Der Schriftsteller Peter Schneider moderierte im Anschluss das Filmgespräch mit dem Regisseur.

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Watermark – Video der Podiumsdiskussion

Die aktuellen Diskussionen und Sorgen um den Zustand sowie die Zukunft des Wassers einmal anders: Erzählt der Eröffnungsfilm des Panoramas Nước (2030) von einer Welt, in der der Klimawandel die Menschen in den Hunger treibt, so zeigen Jennifer Baichwal und Edward Burtynsky in ihrem Dokumentarfilm vor allem die ästhetisch-spirituelle Seite des Urelements. Eine Reise um den Globus, die natürliche wie menschengemachte Wasserwelten in eine Bilderflut von atemberaubender Schönheit fasst. Radiomoderator Stephan Karkowsky leitete das Gespräch mit Produzent Nicholas de Pencier sowie Jennifer Baichwal und Edward Burtynsky, die nach Manufactured Landscapes mit Watermark ihre zweite gemeinsame Regiearbeit präsentierten.

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We Come as Friends von Hubert Sauper

We Come as Friends

Ressourcenkämpfe, die Expansion Chinas nach Afrika, ethnische Säuberungen, Massen-migrationsbewegungen, Desertifikation, Klimaflüchtlinge – der Sudan bündelt wie in einer Brennlinse Katastrophenfälle und Konfliktlinien. Kurz vor der Spaltung des Landes im Jahr 2011 versucht sich Hubert Sauper in einer der politisch verworrensten Regionen der Welt einen Überblick zu verschaffen. Der Regisseur, der mit dem Oscar-nominierten Darwins Albtraum für hitzige Diskussionen sorgte, bleibt auch in seinem neuen Werk subjektiv, fordernd und provozierend. Das anschließende Filmgespräch mit ihm und dem Protagonisten Simon Bingo moderierte die Berlinale-Delegierte Dorothee Wenner.

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Edward Bigalow, Tanaquil Le Clercq in Afternoon of a Faun: Tanaquil Le Clercq von Nancy Buirski

Afternoon of a Faun: Tanaquil Le Clercq

Tanaquil Le Clercq setzte in ihren Tänzen die Gesetze der Schwerelosigkeit scheinbar mühelos außer Kraft - zärtlich und expressiv zugleich. In ihrem dokumentarischen Essay ehrt Nancy Buirski die große Ballerina des New York City Balletts und erzählt auch von Le Clercqs unerbittlichen Kampf gegen die spinale Kinderlähmung. Die Berlinale begrüßte die Regisseurin als Mitglied der diesjährigen Jury für den Preis Bester Erstlingsfilm und im Anschluss an die Vorführung zum Q&A.

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Robert Philippson, Rudolf Lorenz, Baroness von Wagner in The Galapagos Affair: Satan Came to Eden von Dayna Goldfine und Dan Geller

The Galapagos Affair: Satan Came to Eden

Es war einer der Skandale des Jahres 1934, der für ein weltweites mediales Echo sorgte und seitdem Stoff für Spekulationen und immer neue Adaptionen bietet: die „Galápagos-Affäre“, bei der drei Menschen unter noch immer ungeklärten Umständen zu Tode kamen. Ein zivilisationsmüdes, idealistisches Paar, das bevorzugt nackt durchs neu gefundene Paradies läuft und dem Vegetarismus frönt; eine exzentrische, falsche Gräfin, die ein Luxushotel im Nirgendwo eröffnen will; eine spießige deutsche Familie – sie bilden das Figurenensemble einer „wahren“ Geschichte, die uns nur aus Berichten bekannt ist und die wie ein Krimi klingt. Mithilfe von Originaldokumenten rekonstruieren Dayna Goldfine und Dan Geller die Chronik dieser tödlichen Robinsonade. Im Anschluss standen sie für ein Q&A zur Verfügung.

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Cathedrals of Culture (Kathedralen der Kultur) von Wim Wenders, Michael Glawogger, Michael Madsen, Robert Redford, Margreth Olin, Karim Aïnouz

Cathedrals of Culture - 3D Film Projekt

Wim Wenders, Michael Glawogger, Michael Madsen, Robert Redford, Margreth Olin und Karim Aïnouz verleihen in ihrem 3D-Omnibusfilm Cathedrals of Cultur je einem Gebäude der Weltarchitektur eine Stimme. So unterschiedlich die architektonischen Stile, so eigen sind auch die filmischen Handschriften der renommierten Regisseure. Im Anschluss an die Weltpremiere standen einige der Filmemacher dem Publikum Rede und Antwort.

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