Das falsche Wort

The Lie
Die Stimme der Beweisführung und Anklage aus dem Off ist eindringlich, präzise und unnachgiebig. Sie gehört Melanie Spitta, Kind von Überlebenden der Sinti-Verfolgung in der NS-Zeit. Spitta hält in Das falsche Wort den „Faden der Wahrheit“ fest, wie ihre Ko-Regisseurin Katrin Seybold es formulierte, bei dieser ersten zusammenhängenden Darstellung des Genozids an den deutschen Sinti. Rekonstruiert anhand von unveröffentlichten „Polizeiakten und Fotos der Rassenforscher, Dokumenten der totalen Erfassung und Registrierung“. Spitta gegenüber öffnen sich Überlebende der Lager, die in Gesprächen von Schrecklichem erzählen. Nicht zuletzt vom Umgang der Nachkriegsgesellschaft mit ihnen, den wenigen, die überlebten: „Die Gerichte glaubten den Tätern, nicht uns, den Opfern.“ Alles an diesem Umgang war falsch, eine „Wiedergutmachung“ fand nicht statt. Je ruhiger Spitta spricht, desto klarer wird, welche Kraft es sie kostet. Desto lauter aber ist gleichsam das brutale Unrecht in die Welt geschrien. Restaurierte Fassung des Filmmuseums München unter Aufsicht von Stefan Drößler und Carmen Spitta, ausgeführt von Film Shift GmbH im Rahmen des Förderprogramms Filmerbe von BKM, Länder und FFA.
von Katrin Seybold (Regie, Buch), Melanie Spitta (Regie, Buch) Bundesrepublik Deutschland 1987 Deutsch, Romenes 84' Farbe & Schwarz-Weiß Dokumentarische Form | Weltpremiere der digital restaurierten Fassung

Stab

Regie Katrin Seybold, Melanie Spitta
Buch Melanie Spitta, Katrin Seybold
Kamera Alfred Tichawsky, Heiner Stadler, Klaus Bartels
Montage Annette Dorn
Musik Georges Boulanger
Produzent*in Katrin Seybold

Weltvertrieb

Filmmuseum München

Katrin Seybold

Katrin Seybold, 1943 in Bromberg (Bydgoszcz) geboren, aufgewachsen in Stuttgart. Nach dem Studium der Kunstgeschichte drehte sie ab 1969 erste Filme über die Studentenbewegung in Film-Cooperativen. Regieassistenzen bei Ula Stöckl und Edgar Reitz. Seit 1975 arbeitete sie als Regisseurin für ARD und ZDF, 1979 Gründung der eigenen Produktionsfirma. Über 60 Filme und Fernsehproduktionen, mehrfach ausgezeichnet, zu sozialen Fragen und zur deutschen Geschichte. Seit 1994 war sie Mitglied der Akademie der Künste (Berlin) und lebte bis zu ihrem Tod im Juni 2012 in München.

Filmografie (Dokumentarfilme, Auswahl)

1980 Schimpft uns nicht Zigeuner; Kurzfilm 1981 Wir sind stark und zärtlich; Kurzfilm 1982 Es ging Tag und Nacht, liebes Kind; IFB, Panorama 1987 Das falsche Wort 1990 Deutsch ist meine Muttersprache; Kurzfilm 1994 Mut ohne Befehl; IFB, Panorama 1998 Nein! Zeugen des Widerstandes in München 1933-1945; IFB, Panorama 2008 Die Widerständigen. Zeugen der Weißen Rose 2015 Die Widerständigen „also machen wir das weiter ...“; posthum

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2025

Melanie Spitta

Melanie Spitta, 1946 in Hasselt (Belgien) geboren. Fast ihre gesamte Familie wurde während des Völkermordes an den Sinti und Roma ermordet. Sie engagierte sich als Bürgerrechtlerin für die Gleichstellung der Frauen unter den Sinti und in der gesamten Gesellschaft und war als Beraterin und Publizistin tätig. Sie war die erste deutsche Sinteza, die Filme realisierte. 1999 wurde Melanie Spitta mit dem damals erstmals von Günter Grass gestifteten Otto-Pankok-Preis ausgezeichnet für ihre Arbeit, „weil sie der Erinnerungslosigkeit entgegenwirkt“. Sie starb 2005 in Frankfurt am Main.

Filmografie (Auswahl)

1980 Schimpft uns nicht Zigeuner; Mit Katrin Seybold 1981 Wir sind Sintikinder und keine Zigeuner; Kurzfilm, mit Katrin Seybold 1982 Es ging Tag und Nacht, liebes Kind; Mit Katrin Seybold 1987 Das falsche Wort; Mit Katrin Seybold

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2025