Shoah

Zwölf Jahre lang arbeitete Claude Lanzmann an seinem monumentalen Werk über den Holocaust. Der Film erzählt von der Vernichtung von sechs Millionen europäischen Jüdinnen und Juden während des Zweiten Weltkriegs und machte die hebräische Bezeichnung Shoa allgemein bekannt. Lanzmann nutzte kein historisches Filmmaterial, sondern besuchte Orte, an denen die Verbrechen stattfanden, und führte Interviews mit Überlebenden, Zeug*innen und Tätern aus 14 Ländern, um die Ereignisse zu nachzuzeichnen. Der Film entstand aus Lanzmanns Befürchtung heraus, dass der Völkermord, der nur 40 Jahre zuvor begangen worden war, bereits aus dem Gedächtnis verschwunden sein und die Gräueltaten als Geschichte abgetan werden könnten. Als Meilenstein der Filmgeschichte – episch und intim, unmittelbar und unumstößlich zugleich – deckt der Film verborgene Wahrheiten auf, definierte das Dokumentarfilmschaffen neu und beeindruckt in seiner Radikalität bis heute.
von Claude Lanzmann (Regie) Frankreich 1985 Englisch, Deutsch, Polnisch, Hebräisch 566' Farbe & Schwarz-Weiß Altersfreigabe FSK 12

Stab

Regie Claude Lanzmann
Kamera Dominique Chapuis, Jimmy Glasberg, William Lubtchansky
Montage Ziva Postec, Anna Ruiz
Produzent*in Dominique Lanzmann

Produktion

Les Films Aleph

Weltvertrieb

mk2 Films

Claude Lanzmann

Geboren 1925 in Paris, verstorben 2016. Als Gymnasiast war Lanzmann Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes, ab 1943 Partisanenkämpfer in der Résistance. Nach Kriegsende studierte er Philosophie in Paris, 1947 machte er seinen Abschluss in Tübingen. 1948/49 war er Dozent an der Freien Universität in West-Berlin. Von Jean-Paul Sartre wurde er zur Mitarbeit an dessen Zeitschrift „Les Temps Modernes“ eingeladen, 1986 wurde er deren Herausgeber. Mit Sartre und Simone de Beauvoir unternahm er zahlreiche Reisen. Wie die beiden unterstützte auch er den algerischen Unabhängigkeitskampf publizistisch. 1952 reiste er erstmals nach Israel. 1958 besuchte er als Mitglied einer Reisedelegation die Volksrepubliken Korea und China. Als Unterzeichner des „Manifeste des 121“, das französische Soldaten zur Dienstverweigerung im Algerienkrieg ermutigte, wurde er 1960 verhaftet und angeklagt. 1972 drehte Lanzmann mit Warum Israel seinen ersten Dokumentarfilm. 1973 begann er mit der Arbeit an Shoah, der 1985 in Paris uraufgeführt wurde und bei den Filmfestspielen in Venedig sowie 1986 bei der Berlinale im Internationalen Forum des Jungen Films lief. 1994 beschloss der Dokumentarfilm Tsahal Lanzmanns „jüdische Trilogie“. Ab 1997 folgten Dokumentationen, die Lanzmann aus dem für Shoah gedrehten Filmmaterial herstellte. 2009 veröffentlichte er seine Memoiren „Le lièvre de Patagonie“. 2013 verlieh ihm die Berlinale den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk und widmete ihm eine Hommage.

Filmografie (Dokumentarfilme Auswahl)

1972 Pourquoi Israël 1985 Shoah 1994 Tsahal 1997 Un vivant qui passe (Ein Lebender geht vorbei) 2001 Sobibor, 14 octobre 1943, 16 heures 2008 Lights and Shadows 2010 Le Rapport Karski 2013 Le dernier des injustes (Der Letzte der Ungerechten) 2017 Napalm

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2025