Ordnung

Order
Angesichts des politischen Drucks im Iran zog der Regisseur Sohrab Shahid Saless Mitte der 1970er-Jahre nach Deutschland und setzte dort seine Karriere fort. Trotz Erfolgen bei der Kritik und auf Festivals blieb er ein Außenseiter im deutschen Kino. In seinem Film Ordnung von 1980 untersucht er diese Position gewohnt furchtlos, wenn auch in verschobener Form. Herbert Sladowsky ist, sieht man von seinem Namen ab, durch und durch deutsch und hat alles, was es dafür braucht: eine Frau, eine Wohnung, eine Karriere, bürgerliche Freunde. Aber etwas stimmt nicht, etwas, das nicht diagnostiziert oder pathologisiert, aber dennoch gezeigt wird: in seinem ganzen Schrecken, geduldig, scharf konzentriert, in einer Stille, die so schwer zu ertragen ist wie dieses Leben. Sladowsky ist Bauingenieur, aber seit zwei Jahren ohne Arbeit, sitzt im Dunkeln zu Hause, weckt morgens die Nachbarn mit Gebrüll; er hat eine Zigarette an eine Ziege verfüttert und fühlt sich schlecht; selbst unter Menschen ist er immer allein. Seine Verzweiflungsnotate werden als Poesie missverstanden, dabei sind sie der klarste Ausdruck seiner Wünsche: „Lass die sagen, da ist ein Mann, der schläft und nicht aufwacht.“
von Sohrab Shahid Saless
mit Heinz Lieven, Dorothea Moritz, Dagmar Hessenland, Ingrid Domann, Peter Schütze, Dieter Schaad, Karl Luzius, Marta Holler, Josefine Klee-Helmdach, Kurt Schmengler, Klaus Grütz, Dieter Reifarth
Bundesrepublik Deutschland 1980 Deutsch 96’ Schwarz-Weiß

Mit

  • Heinz Lieven
  • Dorothea Moritz
  • Dagmar Hessenland
  • Ingrid Domann
  • Peter Schütze
  • Dieter Schaad
  • Karl Luzius
  • Marta Holler
  • Josefine Klee-Helmdach
  • Kurt Schmengler
  • Klaus Grütz
  • Dieter Reifarth

Stab

Regie Sohrab Shahid Saless
Buch Sohrab Shahid Saless, Dieter Reifarth, Bert Schmidt
Kamera Ramin Molai
Montage Yvonne Kölsch, Joachim Weiland
Musik Rolf Bauer
Ton Gunther Kortwich, Günther Schmidt
Ausstattung Herberrt Hiller, Barbara Anders
Regieassistenz Bert Schmidt
Produktionsleitung Herbert Kerz
Produzent*in Marten Taege
Redaktion Christoph Holch
Koproduktion ZDF Mainz, Deutschland

Produktion

Marten Taege Filmproduktion

Sohrab Shahid Saless

Geboren 1944 in Ghazwin, Iran. Nach einem Filmstudium in Wien und Paris kehrte er 1968 in den Iran zurück, wo er zwischen 1968 und 1974 mehrere Kurzfilme sowie die beiden Spielfilme Yek etefagh sadeh (Berlinale Forum 1974) und Tabiate bijan (Berlinale Wettbewerb 1974) drehte. Danach emigrierte Saless in die Bundesrepublik Deutschland. Dort entstanden 13 weitere Regiearbeiten, neben In der Fremde (Berlinale Wettbewerb 1975), Ordnung (Cannes 1980) und Utopia (Berlinale Wettbewerb 1983) vor allem Fernsehproduktionen. Sohrab Shahid Saless starb 1998 in den USA.

Filmografie

1969 Bazm-e darvishan; 6 Min. · Dovomin namayeshgah-e Asiai (2nd Asian Expo); 21 Min. 1970 Raghs-haye Torbat-e Jam (Dances of Torbat-e Jam); 11 Min. · Raghs-haye mahalli-e Torkaman (Turkmen Folk Dances); 5 Min. 1971 Aya...?; 15 Min. 1972 Siah-o sefid; 4 Min. 1973 Yek etefagh sadeh (A Simple Event); 80 Min. 1974 Tabiate bijan (Still Life); 93 Min. 1975 Dar ghorbat (In der Fremde / Far from Home); 91 Min. 1976 Reifezeit (The Coming of Age); 105 Min. 1977 Tagebuch eines Liebenden (Diary of a Lover); 92 Min. 1979 Die langen Ferien der Lotte H. Eisner (The Long Vacation of Lotte H. Eisner); 60 Min. 1980 Grabbes letzter Sommer; 204 Min. · Ordnung (Order); 96 Min. 1981 Anton Pavlovič Čechov – Ein Leben; 95 Min. 1983 Empfänger unbekannt; 86 Min. · Utopia; 198 Min. 1984 Der Weidenbaum (The Willow Tree); 100 Min. 1985 Hans – Ein Junge in Deutschland; 149 Min. 1987 Wechselbalg (Changeling); 135 Min. 1991 Rosen für Afrika; 183 Min.

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2023