Grand Jeté

Nadjas Körper ist kaputt. Die Zehen bluten, dazu Ekzeme am Hals, die aussehen wie Blutergüsse. Die harte Arbeit als Ballerina macht sich bemerkbar. Nadja unterrichtet als Tanzlehrerin junge Mädchen. Als sie selbst noch jung war, bekam sie einen Sohn. Den gab sie damals bei ihrer Mutter ab. Der Sohn heißt Mario. Mario trainiert seinen Körper jeden Tag im Fitnessstudio. Er hat seine Mutter sehr lange nicht gesehen. Nadja hat keine Ahnung von Muttergefühlen, heißt es einmal. Dann steht sie irgendwann wieder vor der Tür. Interessiert sich für ihren Sohn. Sieht seinen Körper, will ihn anfassen. Fasst ihn an. Immer öfter.
Grenzen gibt es in Isabelle Stevers neuem Film nicht. Tabus auch nicht. Wertungen auch nicht. Nur eine Mutter und einen Sohn, die sich einander körperlich immer stärker annähern. Sarah Nevada Grether und Emil von Schönfels trauen sich, was von wenigen Schauspieler*innen verlangt wird. Was selten gezeigt wird. Im Halbdunkel, in der Unschärfe, von oben und von hinten fängt die Kamera ihre Körper ein. Findet eine Bildsprache, deren Semantik verstört. Alles hier ist kompromisslos und radikal. Alles ist eine Ausnahme. Am Ende bleibt der Körper einer Mutter.
von Isabelle Stever
mit Sarah Nevada Grether, Emil von Schönfels, Susanne Bredehöft, Stefan Rudolf, Maya Kornev, Carl Hegemann, Jule Böwe, Eva Medusa Gühne, Sina Koburg, Lukas Lonski, Anke Stelling
Deutschland 2022 Deutsch 105’ Farbe Weltpremiere

Mit

  • Sarah Nevada Grether (Nadja)
  • Emil von Schönfels (Mario)
  • Susanne Bredehöft (Hanne)
  • Stefan Rudolf (Nadjas Freund)
  • Maya Kornev (Ballettschülerin)
  • Carl Hegemann (Gast)
  • Jule Böwe (Gast)
  • Eva Medusa Gühne (Gast)
  • Sina Koburg (Rezeptionistin)
  • Lukas Lonski (Conférencier)
  • Anke Stelling (Geburtshelferin)

Stab

Regie Isabelle Stever
Buch Anna Melikova nach dem Roman „Fürsorge“ von Anke Stelling
Kamera Constantin Campean
Montage Paul Gröbel, Jil Lange
Musik Thomas Mehlhorn, Sigourney Pilz
Sound Design Matthias Lempert, Christian Obermaier
Ton Manja Ebert
Szenenbild Mirko Rachor
Kostüm Waris Klampfer
Maske Friederike Schäfer, Annett Schulze
Casting Julia Ketelhut, Annika Pinske, Luise Hauschild
Regieassistenz Ires Jung
Produktionsleitung Anastasia Pisklyukova
Produzent*innen Mohammad Farokhmanesh, Frank Geiger, Armin Hofmann
Koproduzent*in Olga Dihovichnaya

Isabelle Stever

Geboren 1963 in München. Sie studierte Mathematik an der TU Berlin und anschließend Filmregie an der DFFB. Ihr Abschlussfilm, Erste Ehe, wurde mit dem First Steps Award ausgezeichnet. Seitdem ist sie mit ihren Spielfilmen regelmäßig auf internationalen Festivals zu Gast. Neben ihrer Arbeit als Regisseurin und Drehbuchautorin ist sie als Dozentin an der DFFB, der Filmakademie Baden-Württemberg, der Moscow School of New Cinema und der Petersburg School of New Cinema tätig. 2021 war sie Stipendiatin der Villa Aurora in Los Angeles.

Filmografie (Auswahl)

1997 Requiem für etwas, das sehr klein ist (Requiem for Something Which Is Very Small); Kurzfilm 2002 Erste Ehe (Portrait of a Married Couple) 2006 Gisela 2009 Deutschland 09 (Germany 09); Segment „Eine demokratische Gesprächsrunde zu festgelegten Zeiten“ 2011 Glückliche Fügung (Blessed Events) 2016 Das Wetter in geschlossenen Räumen (The Weather Inside) 2022 Grand Jeté

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2022