Verriegelte Zeit
Locked Up Time
Quelle: Deutsche Kinemathek, © DEFA-Stiftung / Michael Löwenberg
1990: Der Grenzübergang Wartha wird von Arbeitern, die ihn kurz zuvor noch ausbauten, abgerissen. 1985 wanderte die Regisseurin Sibylle Schönemann hier in die Bundesrepublik ein – als „amnestierte“, d. h. freigekaufte Strafgefangene aus der DDR. Denn ein Jahr zuvor hatte sie einen Ausreiseantrag gestellt und wurde daraufhin wegen „Beeinträchtigung staatlicher Tätigkeit“ verurteilt. In ihrem Film zeigt sie die Haftanstalten, in denen sie einsaß, und dokumentiert Gespräche mit Beteiligten ihres Strafverfahrens, darunter Richter, Schöffen und Vollzugsbeamte, Mitarbeiter der Staatssicherheit sowie ihr einstiger Vorgesetzter, der DEFA-Generaldirektor Mäde, und Rechtsanwalt Wolfgang Vogel, der schließlich ihre Freilassung bewirkte. Doch nicht jeder ist gesprächsbereit … Aus einer unabweislich subjektiven Position offenbart Sibylle Schönemann die Wirkungsweise eines gesellschaftlichen Systems und erzählt im Dialog mit einer Mitgefangenen über den psychischen Druck und die Verletzungen, die er bewirkte. In beklemmenden Begegnungen, bei denen sich die Befragten selbst von aller Verantwortung für zugefügtes Unrecht freisprechen, stellt sie sich dem schmerzhaften Prozess der Aufarbeitung.
Stab
Regie, Buch | Sibylle Schönemann |
Dramaturgische Beratung | Tamara Trampe, Hannes Schönemann |
Kamera | Thomas Plenert |
Montage | Gudrun Steinbrück |
Musik | Tamás Kahane |
Ton | Ronald Gohlke |
Produzent*innen | Bernd Burkhardt, Alfred Hürmer |
Zusatzinformationen
Kopie: DEFA-Filmverleih in der Deutschen Kinemathek, Berlin