Rohfilm

Raw Film
In Rohfilm wird das reale Bild zerstört. „Er beinhaltet direkte Filmcollage und manuelle Attacken auf das Zelluloid. Seine physische Präsenz ist überwältigend.“ David Curtis, 1971
Durch den präzisen, schnellen Montagerhythmus und den langsam ansteigenden Ton verstärkt sich die Wirkung des zusammengesetzten Materials: 8mm-Film und 16mm-Film wechseln sich ab, ebenso Negativ und Positiv, um jede Möglichkeit einer narrativen Aneignung des Dargestellten zu verhindern. „Es geht nicht um den Film als Träger von außerfilmischen Aussagen“, so Birgit und Wilhelm Hein. Ihre Materialfilme gehören zu den Pionierarbeiten des europäischen Avantgardefilms Ende der Sechzigerjahre. In ihnen geht es um Film als bildnerisches Medium, dessen Ästhetik auf den Eigenschaften des Filmmaterials und den Gesetzen menschlicher Wahrnehmung beruht. Es geht um die Dekonstruktion von Geschichte als Grundlage für ein Verständnis von Gesellschaft.
Maike Mia Höhne
von Birgit Hein, Wilhelm Hein Bundesrepublik Deutschland 1968 Stumm 20’ Schwarz-Weiß

Stab

Regie Birgit Hein, Wilhelm Hein
Ton Christian Michelis

Birgit Hein

Geboren 1942 in Berlin. Von 1966 bis 1988 arbeitete sie zusammen mit Wilhelm Hein im Bereich Experimentalfilm, Performance und Installation. Sie ist Mitbegründerin des avantgardistischen Filmclubs XScreen in Köln. Seit 1991 entstanden eigene Filme, hinzu kommen zahlreiche Veröffentlichungen zum Experimentalfilm. Ihre Filme sind in internationalen Sammlungen vertreten, unter anderem im Musée National d’Art Moderne in Paris, in der Cinémathèque Royale de Belgique in Brüssel und im Sprengel Museum Hannover. Von 1990 bis 2008 war sie Professorin für Film und Video an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Sie ist Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und stellvertretende Direktorin der Sektion Bildende Kunst.

Filmografie

1968 Rohfilm; Co-Regie: Wilhelm Hein 1982 Love Stinks; Co-Regie: Wilhelm Hein 1988 Kali-Filme; Co-Regie: Wilhelm Hein 1991 Die unheimlichen Frauen 1994 Baby I will Make you Sweat 1997 Eintagsfliegen 2000 La moderna poesia 2006 Kriegsbilder 2007 Shanghai Light Impressions 2013 Abstrakter Film

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2018

Wilhelm Hein

Geboren 1940 in Duisburg. Er studierte Kunstwissenschaft, VWL, Soziologie und Philosophie in München und Köln und war Mitbegründer des avantgardistischen Filmclubs XScreen in Köln. 1972 war er zusammen mit Birgit Hein in der Abteilung Filmschau: New European Cinema der Documenta 5 sowie 1977 im Filmprogramm der Documenta 6 vertreten. 1988 Trennung, 1995 Scheidung von Birgit Hein. Seit 1992 gibt er zusammen mit Annette Frick „Jenseits der Trampelpfade“ heraus, ein Fachblatt für Fotografie, Film und andere Künste. 2007 gründete er mit ihr den Projektraum CasaBaubou in Berlin.

Filmografie (Auswahl)

1967 S&W; Co-Regie: Birgit Hein 1968 Rohfilm; Co-Regie: Birgit Hein 1969 625; Co-Regie: Birgit Hein 1971 Doppelprojektion I; Co-Regie: Birgit Hein 1972 Doppelprojektion II–V; Co-Regie: Birgit Hein 1980 Superman und Wonderwoman; Co-Regie: Birgit Hein 1982 Love Stinks – Bilder des täglichen Wahnsinns; Co-Regie: Birgit Hein 1986 Verbotene Bilder; 1984–1986; Co-Regie: Birgit Hein 1988 Die Kali-Filme; 1987/1988; Co-Regie: Birgit Hein 1994 To Those Who Found no Graves; 1989–1994 2000 You Killed the Undergroundfilm Or The Real Meaning of Kunst bleibt…bleibt…; 1999/2000 2018 Das grosse und das kleine Tohuwabohu, Opus 1-100; 1996–2018

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2018