Acht Stunden sind kein Tag

Eight Hours Don't Make a Day
Private Zerwürfnisse und Familienstreitigkeiten sind Dreh- und Angelpunkt früher deutscher Serien. Auch Rainer Werner Fassbinder stellt eine Familie ins Zentrum seines Mehrteilers, verlagert die Probleme jedoch in die Gesellschaft hinein: Es geht um Tarifverhandlungen, Gewerkschaftssitzungen, Streiks und das Ringen um Mitbestimmung am Arbeitsplatz, vorgeführt anhand des Arbeitsalltags und Privatlebens einer Familie von Werkzeugmachern. Acht Stunden sind kein Tag gehört zum Genre des sogenannten Arbeiterfilms, das vom WDR Ende der 1960er-Jahre entwickelt wurde und für einen kurzen Zeitraum die Auseinandersetzung mit der sozialen Realität und den ökonomischen Zwängen in der Bundesrepublik ermöglichte. Die Hauptfiguren kommen aus drei Generationen, deren jeweiliges Lebensgefühl zwischen progressiven Ideen und konservativen Werten skizziert wird. In seiner typischen, am Melodram orientierten Tonlage demontiert Fassbinder die Heile-Welt-Stimmung deutscher Nachkriegsproduktionen und nimmt Motive seiner späteren Frauenfilme vorweg. Luise Ullrich, Kinostar der 1950er-Jahre, spielt die Oma, Hanna Schygulla eine kleine Angestellte. Zwei Frauen, die um Glück und Solidarität kämpfen.
von Rainer Werner Fassbinder
mit Gottfried John, Hanna Schygulla, Luise Ullrich, Werner Finck, Irm Hermann, Wolfgang Zerlett, Wolfgang Schenck, Peter Gauhe, Renate Roland, Kurt Raab
Deutschland 1972/2017 Deutsch 478’ Farbe Restaurierte Fassung Altersfreigabe FSK 6

Mit

  • Gottfried John (Jochen)
  • Hanna Schygulla (Marion)
  • Luise Ullrich (Oma)
  • Werner Finck (Gregor)
  • Irm Hermann (Irmgard Erlkönig)
  • Wolfgang Zerlett (Manfred)
  • Wolfgang Schenck (Franz)
  • Peter Gauhe (Ernst)
  • Renate Roland (Monika)
  • Kurt Raab (Harald)

Stab

Regie, Buch Rainer Werner Fassbinder
Kamera Dietrich Lohmann
Montage Marie Anne Gerhardt
Musik Jens Wilhelm Pedersen, Jean Gepoint (aka Fuzzy)
Production Design Kurt Raab
Maske Rosemarie Schönartz
Produzent*in Peter Märthesheimer für den WDR
Produzentin Juliane Maria Lorenz der restaurierten Fassung

Weltvertrieb

Rainer Werner Fassbinder Werkschau

Produktion

Rainer Werner Fassbinder

Geboren 1945 in Bad Wörishofen. Bedeutendster und international gefeierter Regisseur des Neuen Deutschen Films, 1969 Berlinale-Teilnahme mit dem Spielfilmdebüt Liebe ist kälter als der Tod. Fassbinder war auch als Produzent von Filmen und Theaterstücken, als Autor und Darsteller in eigenen und den Werken anderer tätig. 1978/79 begann er eine Trilogie, bei der Frauen im Zentrum deutscher Alltagsgeschichten stehen: Die Ehe der Maria Braun, Lola und Die Sehnsucht der Veronika Voss. Fassbinder starb 1982 in München, in nur 14 Jahren drehte er 44 Filme.

Filmografie (Auswahl, als Regisseur)

1966 This Night; Kurzfilm · Der Stadtstreicher (The City Tramp); Kurzfilm 1967 Das kleine Chaos (The Little Chaos); Kurzfilm 1969 Liebe ist kälter als der Tod (Love Is Colder Than Death) · Katzelmacher · Götter der Pest (Gods of Plague) · Warum läuft Herr R. Amok? (Why Does Herr R. Run Amok?) 1970 Rio das Mortes · Das Kaffeehaus · Whity · Niklashauser Fahrt (The Niklashausen Journey) · Der amerikanische Soldat (The American Soldier) · Warnung vor einer heiligen Nutte (Beware of a Holy Whore) · Pioniere in Ingolstadt (Pioneers in Ingolstadt) 1971 Händler der vier Jahreszeiten (The Merchant of Four Seasons) 1972 Die bitteren Tränen der Petra von Kant (The Bitter Tears of Petra von Kant) · Wildwechsel (Jail Bait) · Acht Stunden sind kein Tag (Eight Hours Don’t Make a Day) · Bremer Freiheit (Bremen Freedom) 1973 Welt am Draht (World on a Wire) · Nora Helmer · Martha · Angst essen Seele auf (Ali: Fear Eats the Soul) 1974 Fontane Effi Briest · Faustrecht der Freiheit (Fox and His Friends) · Wie ein Vogel auf dem Draht (Like a Bird on a Wire) 1975 Mutter Küsters’ Fahrt zum Himmel (Mother Küsters Goes to Heaven) · Angst vor der Angst (Fear of Fear) · Ich will doch nur, dass ihr mich liebt (I Only Want You to Love Me) 1976 Satansbraten (Satan’s Brew) · Chinesisches Roulette (Chinese Roulette) · Bolwieser 1977 Frauen in New York (Women in New York) · Despair – Eine Reise ins Licht (Despair) · Deutschland im Herbst (Germany in Autumn); Episodenfilm, Regie eines Segments 1978 Die Ehe der Maria Braun (The Marriage of Maria Braun) · In einem Jahr mit 13 Monden (In a Year with 13 Moons) 1979 Die dritte Generation (The Third Generation) 1980 Berlin Alexanderplatz · Lili Marleen 1981 Lola · Theater in Trance (Theatre in Trance) · Die Sehnsucht der Veronika Voss (Veronika Voss) 1982 Querelle

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2017