Eine neue Sektion: Kino für Leute ab sechs
Kinder seien die idealen Zuschauer, meinte Wolf Donner zur Premiere von „Kino für Leute ab sechs“, weil sie „unbelastet und spontan“ seien. Vorangegangen war dem ein Aha-Erlebnis des Festivalleiters: für den SFB-Kinderfunk hatten ihn einige Kinderreporter gefragt, warum die Berlinale eigentlich nur für Erwachsene sei. Reichlich verlegen gab Donner zu Protokoll: „Auweia, das ist aber eine böse Frage.“ Weil er es den Kindern nicht wirklich erklären konnte, gab er ihnen das Versprechen, „dass ich mir fest vornehme, mich für das nächste Jahr zu bemühen um ein Kinderprogramm. Basta!“ Das war die Geburt des Kinderfilmfestes. Donner hielt Wort und zeigte in Zusammenarbeit mit der Landesbildstelle „Kino für Leute ab sechs“. Das war nicht nur neu, sondern auch einzigartig unter den A-Festivals.
Die Filmreferentin Barbara Krämer von der Landesbildstelle formulierte die Kriterien der Filmauswahl: „Wir wollten, dass Kinder besondere Filme sehen. Sie mussten die Kinder gefangen nehmen, eine Geschichte erzählen, die mit ihnen zu tun hatte, sie mussten handwerklich gut gemacht sein. Film, die zwar einen pädagogischen Ansatz hatten, aber künstlerisch nicht gut umgesetzt waren, nahmen wir nicht ins Programm.“
Die anfänglichen Zweifel an der Attraktivität eines Kinderfilmfestes wurden von 12.000 Zuschauern in den zumeist ausverkauften Vorstellungen widerlegt. Schon die heftigen Diskussionen um die deutsch-tschechische Ko-Produktion Krabat von Karel Zeman zeichneten den Werdegang des Kinderfilmfests vor: Während besorgte Pädagogen dagegen protestierten, den Kindern einen so grausamen Film zu zeigen, forderte Barbara Krämer dazu auf, die Kinder nicht zu unterschätzen. In diesem Spannungsfeld würde das Kinderfilmfest sein Profil finden.