2025 | Historische Berlinale-Debüts
Mala Noche - Gus Van Sant 1986

Szenen aus Mala Noche

Mala Noche
Doug Cooeyate
Historische Berlinale-Debüts
© mk2

Mala Noche
Doug Cooeyate, Tim Streeter
Historische Berlinale-Debüts
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Mala Noche
Ray Monge, Doug Cooeyate
Historische Berlinale-Debüts
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Mala Noche
Tim Streeter
Historische Berlinale-Debüts
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Mala Noche
Doug Cooeyate
Historische Berlinale-Debüts
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1986: Gus Van Sants Langfilmdebüt Mala Noche ist Teil der gerade von Info-Schau in Panorama umbenannten Sektion der 36. Berlinale. Mit künstlerischer Grandesse und offen gezeigter Homosexualität markiert der Film den Startpunkt einer beeindruckenden Künstlerkarriere – und Gus Van Sants Marathonstart als Pionier des Queer Cinema.
Im Film trifft der junge Verkäufer Walt in einem heruntergekommenen Bezirk von Portland, Oregon, auf den mexikanischen Einwanderer Johnny und verliebt sich in ihn. Johnny hat andere Sorgen, muss als „Illegaler“ ans Überleben denken und lässt Walt auflaufen. Nun richtet Walt seine Begierde auf Johnnys Freund Pepper. Die beiden verbringen eine „Üble Nacht“… Schon in Mala Noche ist deutlich, wie einfühlsam Gus Van Sant (junge) Außenseiter auf der Suche nach Identität und Heimat porträtiert. Es wird sein gesamtes Œuvre prägen. Der Klassiker des Queer Cinema, My Own Private Idaho (1991) mit Keanu Reeves und River Phoenix, gehört zu den prominentesten Beispielen.

Gus Van Sant bei der Berlinale 1986
Van Sant gelingt es mit Mala Noche nicht nur, eine homosexuelle Beziehung samt intensivem Begehren unsentimental und dokumentarisch auf die Leinwand zu zaubern, sondern auch ganz beiläufig von Rassismus und Ausbeutung zu erzählen. Soziale wie gesellschaftliche Perspektiven sind fortan Teil seiner cineastischen DNA. Gedreht auf 16 mm in grobkörnigem Schwarzweiß, lässt die Low-Budget-Produktion Mala Noche, die der Regisseur selbst finanziert, seine Bewunderung für John Cassavetes erkennen, aber auch den Einfluss von Jack Kerouac oder Allen Ginsberg. Später erreicht Van Sant andere Dimensionen: Der Erfolg von Good Will Hunting (1997) bringt nicht nur weltweite Millioneneinnahmen, sondern begeistert auch bei der Berlinale 1998. Der Hauptdarsteller und Drehbuchautor Matt Damon wird für den Film mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet. Trotz des überwältigenden finanziellen Erfolgs bleibt Gus Van Sant dem Arthouse-Kino treu und triumphiert unter anderem mit Elephant 2003 in Cannes. Als Multitalent (Regisseur, Produzent, Fotograf, Autor und Musiker) erschafft er zudem stilprägende Musikvideos, u.a. für David Bowie und die Red Hot Chili Peppers.

Das Multitalent beim Photo-Call zu Don’t Worry, He Won’t Get Far on Foot 2018
Bei der Berlinale ist Gus Van Sant regelmäßig. Nur ein Jahr nach Mala Noche kann er mit zwei Kurzfilmen den 1987 zum ersten Mal vergebenen TEDDY AWARD gewinnen. Drugstore Cowboy ist 1990 im Forum zu sehen. Mit Good Will Hunting ist der Regisseur 1998 erstmals im Berlinale-Wettbewerb vertreten und danach Stammgast in der Sektion: 2001 kehrt er mit Finding Forrester zurück, 2013 mit Promised Land und 2018 mit Don’t Worry, He Won’t Get Far on Foot. Zudem ist 2009 das Oscar-prämierte Drama Milk (2008) im Panorama-Programm. In Don’t Worry, He Won’t Get Far on Foot spielt Joaquin Phoenix den 2010 verstorbenen Cartoonisten John Callahan, der als Alkoholiker nie seine Selbstachtung verliert. Hier ist sie wieder: Gus Van Sants nie versiegende Liebe und Empathie für Außenseiter. Ob in Portland oder Berlin.