Time Tunnel: Takahiko Iimura at Kino Arsenal, 18. April 1973

Als 2006 im Rahmen der 56. Berlinale erstmals Film- und Videoinstallationen präsentiert wurden, war der Name der neuen Sektion, Forum Expanded, nicht zufällig gewählt. In Referenz auf das „Expanded Cinema“ der 1960er- und 1970er-Jahre verweist der Name bis heute auf ein Verständnis von Kino, das nicht auf die klassische Kombination aus Projektor, Leinwand und Bestuhlung im dunklen Saal beschränkt ist, sondern immer wieder nach anderen Dispositiven der Präsentation und Rezeption bewegter Bilder sucht. Dieser erweiterte Blick auf das Kino hat im Arsenal – Institut für Film und Videokunst eine lange Tradition. Als Vorbote des 60. Gründungsjubiläums der Institution in diesem Jahr greift Forum Expanded in der Gruppenausstellung ein Beispiel davon auf:

1973 zeigte das Kino Arsenal – damals in der Welserstraße in Berlin-Schöneberg – ein Programm mit Videos des japanischen Künstlers Takahiko Iimura. Eine Projektion von Videobildern auf die Leinwand des Kinosaals war noch nicht möglich, also brachten die Mitarbeiter*innen private Fernseher ins Kino, die miteinander verschaltet wurden und so ein gemeinschaftliches Erleben des neuartigen Mediums ermöglichten. Die Installation erinnert sowohl an diesen Abend als auch an den im Juli 2022 verstorbenen Pionier des Experimentalfilms. Gezeigt werden die noch verfügbaren Videos des damaligen Programms.

Courtesy MORI YU Gallery
Cooperation Preparatory Office for Takahiko Iimura Archiving, VCT/Videoart Center Tokyo
Diese Arbeit ist Teil des Projekts „Arsenal 60 ff.“, gefördert vom Haupstadtkulturfonds
von Takahiko Iimura Japan / USA 1973 69’ Schwarz-Weiß

Stab

Regie Takahiko Iimura

Takahiko Iimura

Takahiko Iimura (1937–2022) war ein japanischer Künstler und Filmemacher. Die meiste Zeit seines Lebens lebte er in Tokio und New York. Iimuras künstlerische Praxis bewegte sich zwischen Experimentalfilm, Videokunst, Expanded Cinema, Installation und Medienkunst. Iimura arbeitete mit vielen Vertreter*innen der japanischen Avantgarde der 1960er-Jahre zusammen und war maßgeblich daran beteiligt, Kunst und Film in der aufkeimenden Experimentalfilmszene der Nachkriegszeit zusammenzuführen. Seine Filme sind oft konzeptionell ausgerichtet und fordern die zuschauende Person dazu auf, über die Materialität der Medien und die Flüchtigkeit der Zeit nachzudenken. Als erfolgreicher Autor und Mitherausgeber der Filmzeitschrift „Kikan Film“ berichtete er über seine Erfahrungen bei internationalen Ausstellungen und wurde zu einem Bindeglied zwischen der japanischen und der internationalen Kunstszene.

Filmografie (Auswahl)

1962 Shikan ni tsuite (On Eye Rape); 10 Min. · Iro (Color); 12 Min. · Ai (Ai (Love)); 10 Min. 1963 Sakasama (Upside Down); 14 Min. 1964 Ura to omote (Inside & Outside); 2 Min 1966 Watashi wa kage o mita (I Saw the Shadow); 13 Min. · New York Scene; 40 Min. · New York Video Diary; 47 Min. 1968 Summer Happenings, U.S.A.; 23 Min. 1969 Film-makers; 28 Min. 1970 Film Strips; 24 Min. · Buddha Again; 17 Min. · Isu (A Chair); 10 Min. · Blinking; 18 Min. 1971 Shutter; 25 Min. · Time; 5 Min. · Moon Timed; 15 Min. · Time Tunnel; 35 Min. 1972 Timed 1,2,3; 8 Min. · Counting: 1 to 100 or Xs (From Models, Reel 2); 12 Min. 1973 Register Yourself: Berlin Tape; 30 Min. · Register Yourself: New York Tape; 39 Min. 1974 Self Identity; 41 Min. 1975 Observer/Observed; 20 Min. 1976 Shifting; 22 Min. 1978 MA (Intervals); 17 Min. 1979 I=You=He/She; 30 Min. 1982 A・I・U・E・O・NN ; 10 Min. 1984 Ayers Rock; 40 Min. 1987 I Love You; 5 Min. 1990 Monet no suiren no niwa no ho e (To the Garden of Water Lilies); 31 Min. 1995 Performance/Myself; 29 Min. 2023 Time Tunnel: Takahiko Iimura at Kino Arsenal, 18. April 1973

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2023