Das erste Bild ist schwarzweiß, steht kopf und wird in eine Blackbox projiziert, die zum Bildraum wird. Wie eine Zeitkapsel schwebt es nun neben dem Gesicht eines Mannes. Er blickt nach unten, lauscht der Stimme einer Guerillakämpferin, übersetzt sie aus dem Fulfulde. In der Kapsel wird Geld gezählt und als neue Währung ausgezahlt, in der Blackbox laufen Jahreszahlen rückwärts. Durch die Hände des Mannes gleitet ein 16-mm-Film, Frame für Frame wird er auf den Bildschirm eines Laptops übertragen.
Filipa Césars Spell Reel ist das Ergebnis eines vielschichtigen Recherche- und Digitalisierungsprojekts, das sie 2011 mit Sana na N’Hada und Flora Gomes initiierte. Beide haben nach ihrer Filmausbildung in Kuba während der Befreiungskämpfe in Guinea-Bissau (1963–74) damit begonnen, die Kamera als Beobachter einzusetzen. Nach der Digitalisierung des gealterten Bild- und Tonmaterials in Berlin reisten sie mit einem Wanderkino an die Orte, an denen die Filme entstanden waren und nun erstmalig öffentlich gezeigt und von den Filmemachern kommentiert werden konnten. Im Anschluss reisten sie weiter, u.a. nach Berlin. Spell Reel sieht einem Archiv bei der Arbeit zu, bei der Produktion von Gegenwart.
von Filipa César Deutschland / Portugal / Frankreich / Guinea-Bissau 2017 Portugiesisch, Fulfulde, Guineabissauisches Kreol, Englisch, Französisch 96’ Farbe Dokumentarische Form

Stab

Regie Filipa César
Buch Sana na N'Hada
Kamera Jenny Lou Ziegel
Montage Filipa César
Sound Design Didio Pestana
Ton Nikolas Mühe
Production Design Olivier Marboeuf
Produzentinnen und Produzenten Filipa César, Oliver Marboeuf Spectre, Maria João Mayer Filmes do Tejo II

Produktion

Filipa César

Filmes do Tejo II

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Filipa César

Filipa César, geboren 1975 in Porto, Portugal, ist Künstlerin und Filmemacherin und interessiert sich für das Fiktionale des Dokumentarischen und die dem bewegten Bild innewohnenden Politiken und Poetiken. Césars 2011 begonnenes Recherche zu den Vorstellungswelten der guinea-bissauischen Befreiungsbewegung und ihrer kognitiven Potentiale entwickelte sie zu dem Kollektivprojekt „Luta ca caba inda (The struggle is not over yet)“. Ihre Arbeit wurde international auf Festivals und Biennalen sowie in Ausstellungen präsentiert. Ihre Kurzfilme Cuba und Transmission from the Liberated Zones liefen 2013 und 2016 im Programm des Forum Expanded und 2017 hatte ihr Essayfilm Spell Reel im Berlinale Forum Premiere. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

Filmografie

2007 Rapport; 16 Min. · Rapport; 16 Min. · Allee der Kosmonauten; 8 Min. · Allee der Kosmonauten; 8 Min. 2008 Le passeur; 34 Min. · Le passeur; 34 Min. 2009 The Four Chambered Heart; 29 Min. · The Four Chambered Heart; 29 Min. 2010 Insert; 10 Min. · Insert; 10 Min. · Memograma; 40 Min. · Memograma; 40 Min. · Porto, 1975; 10 Min. · Porto, 1975; 10 Min. 2011 The Embassy; 7 Min. · The Embassy; 7 Min. 2012 Cuba; 10 Min., Forum Expanded 2013 · Cuba; 10 Min., Forum Expanded 2013 · Cacheu; 10 Min. · Cacheu; 10 Min. 2013 Conakry; 10 Min. · Conakry; 10 Min. 2014 Mined Soil; 32 Min. · Mined Soil; 32 Min. 2015 Transmission from the Liberated Zones; 30 Min., Forum Expanded 2016 · Transmission from the Liberated Zones; 30 Min., Forum Expanded 2016 2017 Spell Reel · Spell Reel; 96 Min., Forum 2017 2020 Quantum Creole; 40 Min.

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2020