»T. findet einen Brief. Anstatt ihn einfach in den Postkasten zu werfen, entschließt er sich, pflichtbewußt wie er ist, ihn persönlich zu übergeben. Er wandert darum durch die ganze Welt, findet erstaunliche Formen der Existenz, läßt sich aber nicht aufhalten und sucht so lange weiter, bis er endlich die Adresse findet. Dort erfährt er, daß er sein eigenes Urteil mitgebracht hat.« – Locker angelehnt an seine für das fördernde Kuratorium junger deutscher Film verfasste Inhaltsangabe inszenierte Vlado Kristl eine anarchische Revue grober Späße, wüster Beschimpfungen und fetziger Handgreiflichkeiten, in der sich München unter Beteiligung fast sämtlicher hier lebender Filmemacher als Bürgerkriegsgebiet präsentiert. »Körperlich eine Strapaze, geistig ein Vergnügen« (Helmut Färber, 1967) ist Der Brief nicht zuletzt aufgrund der fortwährenden Schwenks und Zooms einer völlig entfesselten Handkamera, die sich zuweilen von der Sprunghaftigkeit eines Flummiballs inspirieren lässt. »Vor zwei Jahren war der Film besser. Er wird von Jahr zu Jahr schlechter!«, klagte Kristl bei der Premiere. – »Natürlich waren seine Witze im höchsten Grad das Ernste«, heißt es in Der Brief einmal.
von Vlado Kristl
mit Vlado Kristl, Horst Acher, Horst Manfred Adloff, Peter Berling
Deutschland (BRD ab 1949) 1966 82’

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