Sichuan hao nuren

The Good Woman of Sichuan
Die Frau, die in dem Zug sitzt, der durch Sichuan fährt, ist nicht zu sehen, zu sehen sind nur Bäume, Flüsse, Seen und Häuser, unterbrochen von dunklen Tunneldurchfahrten. Vielleicht ist sie eine der zwei Frauen, die uns später in Leshan begegnen, am Fluss, beim Friseur, eingeschlafen auf einer Fensterbank, wobei die Stadt wegen der engen Kadrierung eher zu hören als zu sehen ist. Eine der Frauen ist Schauspielerin und erzählt aus dem Off, dass sie Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ probt, in der abstrakten Inszenierung einer Regisseurin. Inwiefern abstrakt? Wäre nicht der Zwischentitel, demzufolge es sich nicht um eine Brecht-Adaption handelt, könnte man glauben, dass die Frau auch über den Film spricht, der vieles mit dem Stück gemeinsam hat. Aber hier geht es nicht um den Wechsel zwischen Mann und Frau, sondern zwischen verschiedenen Zuständen, Formen, Registern, wie Gedanken, die beim Aufwachen zerstieben, zwischen Ruhe und Bewegung, scharfen und körnigen Bildern, Worten und Schweigen, Geräuschen und Stille, Fiktion und Dokumentation; im Zugfenster spiegelt sich die Kamera. Jegliche Ähnlichkeit mit Imaginiertem oder Geträumtem ist rein zufällig.
von Sabrina Zhao
mit He Weihang, Zhao Ruobing
Kanada 2021 Mandarin 87’ Farbe

Teil des Berlinale Summer Special

Mit

  • He Weihang
  • Zhao Ruobing

Stab

Regie Sabrina Zhao
Kamera Sherry Wu
Montage Sabrina Zhao
Musik Kits Shpira
Producer*in James Qiu

Produktion

James Qiu

Sabrina Zhao

Geboren 1996 in Sichuan, China. Sie lebt abwechselnd in Chengdu, Abu Dhabi und Toronto, wo sie derzeit Filmproduktion studiert. Nach drei kurzen bzw. mittellangen Filmen ist Sichuan hao nuren ihre erste abendfüllende Regiearbeit.

Filmografie

2018 My Unloving Love; 6 Min. 2019 Vicky, I and Herself; 24 Min. 2020 Nini, ni na bian ji dian le? (Nini, What Time Is It There?); 33 Min.

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2021