Generation

15.12.2022
Die Welt im Blick

Clarisse Moussa in L’Amour du monde (Longing for the World) von Jenna Hasse

Die bisher bestätigten 18 Filme geben erste Umrisse eines Programms, das zwischen hellsichtigen Vermessungen des Zustands der Welt und fantastischen Behauptungen persönlicher Wahrheiten einen auch in seiner Formensprache breiten Bogen spannt. Darunter finden sich die Debutfilme von Antonio Bigini, Domien Huyghe, Jenna Hasse, Sofía Auza, Zeno Graton, Carla Subirana und Jow Zhi Wei.

„Das Kino, für das sich Generation begeistert, rückt Sichtweisen und Erfahrungswelten in den Fokus, in denen ein junges Publikum die Möglichkeit hat, sich selbst zu erkennen und neu zu entwerfen. Ein Kino, das einer Welt, die andere geschaffen haben, aus junger Perspektive einen Spiegel vorhält. Und eines, das als Fenster einen Blick in eine Welt erlaubt, die möglich ist“, kommentiert Sektionsleiter Sebastian Markt den ersten Teil der Auswahl.

Dokumentarische Formen, in denen sich bemerkbar macht, was nicht nur junge Menschen zurzeit bewegt: Der iranische Film Darvazeye royaha (Dreams‘ Gate) begleitet junge kurdische Frauen im Kampf gegen den Islamischen Staat und für Autonomie und widerspricht dabei der Kriegs-Ikonografie heroischer Männlichkeit. Waking Up in Silence beobachtet aus der Ukraine geflüchtete Kinder, die sich einen Ort des Übergangs zu ihrem eigenen machen: eine ehemalige Kaserne, deren Wände von deutscher Geschichte erzählen. Dokumentarische Essays erschließen Räume des Persönlichen: Crushed bringt ein unordentliches Gefühl unbändiger Verliebtheit in eine erhellende filmische Anordnung, in To Write from Memory reflektiert Emory Chao Johnson die eigene Transition und insistiert auf dem Recht des eigenen Körpers und eines eigenen Bildes.

Im Fiktionalen treffen präzise Beobachtungen von Wirklichkeiten auf Erzählweisen, die mit Hilfe des Fantastischen subjektiven Wirklichkeiten näherkommen, als der Versuch schlichter Abbildung. Immer wieder kehrt die Titelheldin in Sica zurück zum so rauen wie verheißungsvollen Ozean und schreit Fragen gegen Wind und Wellen, deren Antworten sie doch selber finden muss – das Bild einer jungen Frau, die sich gegen Mächte zu behaupten sucht, die sich ihrer Kontrolle entziehen. In L’Amour du monde (Longing for the World) findet eine Teenagerin zwischen Fürsorge für ein eigensinniges Kind und der Faszination für einen älteren Fischer zu einer neuen Sicht auf sich selbst. In Adolfo begegnen sich zwei verlorene Seelen und begeben sich im Laufe einer Nacht an Orte der Imagination, geleitet von echten Gefühlen. Le Paradis (The Lost Boys) erzählt von einer jungen Liebe hinter Gittern und begreift das Gefängnis nicht nur als einen sozialen, sondern ebenso körperlichen und psychischen Ort. Die tschechische Animation Deniska umřela (Dede is Dead) gestaltet einen Raum der Erinnerung und Trauer um ein geliebtes Haustier, in Aaaah ! formt sich aus vielen einzelnen ein kollektiver Schrei über den fröhlichen Wahnsinn des Heranwachsens.

Das erste Jahr unter neuer Leitung verspricht auch endlich wieder ein Jahr zu werden, in dem das Festival in voller Pracht stattfinden kann: Volle Kinosäle und zahlreiche Vorführungen in Anwesenheit der Filmemacher*innen bieten reichlich Möglichkeiten zur Begegnung – bestimmt von der Lebendigkeit des Generation-Publikums. Mit dem Leitungswechsel wurde eine neue Position geschaffen, um das Engagement der Sektion mit seinem jungen Publikum zu stärken. Gemeinsam mit dem Sektionsleiter knüpft Sektionsmanagerin Melika Gothe an die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre an und setzt in einer Zeit sich wandelnder Kinokultur Schwerpunkte in den Bereichen der Filmvermittlung und der kulturellen Teilhabe.

Das vollständige Programm wird Mitte Januar veröffentlicht.

Übersicht der am 15. Dezember bekannt gegebenen Generation-Filme.


Presseabteilung
15. Dezember 2022