Forum & Forum Expanded

20.12.2019
Berlinale Forum und Forum Expanded präsentieren ihr Jubiläumsprogramm 2020

Das Berlinale Forum findet 2020 zum 50. Mal statt. Um das Jubiläum zu feiern, präsentiert es gemeinsam mit Forum Expanded die Filme, die im Gründungsjahr liefen. Die Wiederaufführung des Programms von 1971 vermittelt einen Einblick in eine Zeit, die gesellschaftlich wie kulturell überaus bewegt war. Wie sich die Filme und der historische Kontext zu unserer Gegenwart verhalten, wird Gegenstand eines Paneltages am 27. Februar 2020 sein.

Als Ulrich und Erika Gregor sowie ihre Mitstreiter*innen das Internationale Forum des Jungen Films gründeten, hatten sie einen klaren Blick für die vielen radikalen Neuerungen im Kino, für die bewegte gesellschaftspolitische Lage und für die Notwendigkeit, Filmgeschichte lebendig zu halten. Filme, die in Ländern entstanden, die bis dato auf der Weltkarte des Kinos nicht verzeichnet waren, erlebten hier ebenso ihre Premiere wie formale Experimente und nicht-narrative Filme. Teil des Festivals waren auch bereits weltbekannte Klassiker der Filmgeschichte. Zudem zeigten sie viele Filme, die sich als dezidiert politisch begriffen und vom gegenkulturellen Zeitgeist geprägt waren. Zahlreiche Filme des Forums bilden heute den Grundstein zu einer weltweit einzigartigen Sammlung des unabhängigen Films, die im Arsenal – Institut für Film und Videokunst beheimatet ist.

2020 spielen Berlinale Forum und Forum Expanded das gesamte Programm des Jahres 1971 nach. 21 Programme laufen während des Festivals, die übrigen 22 werden im Anschluss im Arsenal präsentiert. Die zentralen Fragen dabei sind: Was ist das Erbe des ersten Jahres und welche Bedeutung spielt es für die Gegenwart? Wie hat sich das Forum entwickelt und was ist aus dem Begriff der Gegenkultur geworden, der 1971 so entscheidend war? Bei den Vorführungen und bei einem Paneltag am 27. Februar 2020 hat das Publikum die Gelegenheit, diese Fragen mit den Filmemacher*innen, mit Intellektuellen und Künstler*innen zu diskutieren und zu vertiefen.

Klassiker des sowjetischen Kinos wie Alexander Medwedkins Stschastje (Das Glück) sind ebenso Teil des Jubiläumsprogramms wie feministische Schlüsselwerke, z.B. The Woman’s Film (Der Frauenfilm) von der Newsreel Group. Dokumentarfilme über die US-amerikanische Bürgerrechtsbewegung wie The Murder of Fred Hampton (Die Ermordung Fred Hamptons) von Howard Alk laufen ebenso wie verstörend radikale Spielfilme, etwa Ostia von Sergio Citti oder Gishiki (Die Zeremonie) von Nagisa Ōshima.

Forum und Forum Expanded Jubiläumsprogramm 2020

Anaparastasi (Reconstruction)
Griechenland 1970
von Theo Angelopoulos
mit Toula Stathopoulou, Jannis Totsikas, Thanos Gammenos

Angela – Portrait of A Revolutionary
USA / Frankreich 1971
von Yolande du Luart
Dokumentarische Form

El cuarto poder
Spanien 1971
von Helena Lumbreras, Mariano Lisa
Dokumentarische Form

El Ghorba (Les passagers) (The Passengers)
Algerien 1971
von Annie Tresgot
mit Mohammed Chouki
Dokumentarische Form

Eldridge Cleaver, Black Panther
Algerien / Frankreich 1970
von William Klein
Dokumentarische Form

Gishiki (The Ceremony)
Japan 1971
von Nagisa Oshima
mit Kenzo Kawarazaki, Atsuko Kaku, Atsuo Nakamura

The Great Chicago Conspiracy Circus
Kanada 1970
von Kerry Feltham
mit Mel Dixon, Jim Lawrence, Neil Walsh
Dokumentarische Form

Der große Verhau
BRD 1971
von Alexander Kluge
mit Maria u. Vinzenz Sterr, Sigi Graue, Hannelore Hoger

Mare’s Tail
Vereinigtes Königreich 1969
von David Larcher

Mes voisins (My Neighbours)
Frankreich 1971
von Med Hondo
Dokumentarische Form

Monangambeee
Algerien 1969
von Sarah Maldoror
mit Mohamed Zinet, Carlos Pestana, Elisa Pestana
Kurzfilm

On vous parle de Paris: Maspero, les mots ont un sens (Calling from Paris: Maspero. Words Have a Meaning)
Frankreich 1970
von Chris Marker
Kurzfilm / Dokumentarische Form

The Murder of Fred Hampton
USA 1970
von Howard Alk
Dokumentarische Form

Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt
BRD 1971
von Rosa von Praunheim
mit Bernd Feuerhelm, Beryt Bohlen, Ernst Kuchling

O.K.
BRD 1970
von Michael Verhoeven
mit Friedrich von Thun, Hartmut Becker, Wolfgang Fischer

Ossessione (Obsession)
Italien 1942
von Luchino Visconti
mit Massimo Girotti, Clara Calamai, Juan de Landa

Ostia
Italien 1970
von Sergio Citti
mit Laurent Terzieff, Franco Citti, Anita Sanders

Phela-ndaba (End of the Dialogue)
Südafrika 1970
von Members of the Pan Africanist Congress (Antonia Caccia, Chris Curling, Simon Louvish, Nana Mahomo, Vus Make, Rakhetla Tsehlana)
Dokumentarische Form

Eine Prämie für Irene
BRD 1971
von Helke Sander
mit Gundula Schroeder, Sarah Schumann, Helga Foster

Remparts d’argile (Ramparts of Clay)
Frankreich / Algerien 1970
von Jean-Louis Bertuccelli
mit Leila Schenna, Jean-Louis Trintignant und den Einwohner*innen von Tehouda (Algerien)

Eine Sache, die sich versteht (15x)
BRD 1971
von Harun Farocki, Hartmut Bitomsky
mit Rolf Becker, Herbert Chwoika, Norbert Langner

Sochaux, 11 Juin 68 (Sochaux, 11th of June 1968)
Frankreich 1970
von Groupe Medvedkine Sochaux
Kurzfilm / Dokumentarische Form

Soleil Ô (Oh, Sun!)
Frankreich / Mauretanien 1970
von Med Hondo
mit Robert Liensol, Théo Légitimus, Ambroise M’Bia

Schastye (Happiness)
UdSSR 1935
von Alexandr Medvedkin
mit Pyotr Zinoviev, Yelena Yegorova, Lydia Nenasheva

Les trois-quarts de la vie (Three Quarters of a Life)
Frankreich 1971
von Groupe Medvedkine Sochaux
Kurzfilm / Dokumentarische Form

W.R. – Misterije Organizma (W.R. – The Mysteries of the Organism)
Jugoslawien / BRD 1971
von Dušan Makavejev
mit Milena Dravić, Jagoda Kaloper, Ivica Vidović

The Woman’s Film (Newsreel #55)
USA 1971
von Women's Caucus--San Francisco Newsreel (Louise Alaimo, Judith Smith, Ellen Sorrin)
Dokumentarische Form

Les yeux ne veulent pas en tout temps se fermer ou Peut-être qu’un jour Rome se permettra de choisir à son tour (Othon) (Die Augen wollen sich nicht zu jeder Zeit schließen oder Vielleicht eines Tages wird Rom sich erlauben seinerseits zu wählen (Othon))
BRD / Italien 1970
von Jean-Marie Straub, Danièle Huillet
mit Adriano Aprà, Anne Brumagne, Ennio Lauricella


Presseabteilung
20. Dezember 2019