SSS: Wenn der/die Zuschauer*in nur große Farbflächen sieht, entstehen auf der Leinwand Leerstellen, die nicht nur einen, sondern unendlich viele Möglichkeitsräume eröffnen. Damit setzt Honda Maya Derens Forderung nach einem Kino, das die Wahrnehmung verändert, auf eine sehr zeitgemäße Art um, indem sie den / die Betrachter*in zu ihren Grundlagen führt. Das ist meines Erachtens eine sehr politische Geste.
Habt Ihr die Arbeit in ihrer vollen Länge gesehen?
SSS: Nein - wir hätten das Kino nicht 36 Stunden blockieren können. Entscheidend ist auch nicht, den Film komplett zu sehen - obwohl wir zunächst mit der Idee gespielt haben, ihn über Nacht in seiner vollen Gänze zu zeigen und dafür Verpflegung für die Besucher*innen zu organisieren. Vor 30 Jahren hätte es dafür ein großes Publikum gegeben. Heute gehen die Zuschauer*innen lieber irgendwann in einen anderen Film, oder ins Bett, oder zu einer Party. Deshalb haben wir entschieden, ihn über die Festivaltage hinweg allabendlich in Teilen von jeweils einigen Stunden im kleinen Saal des Arsenals zu zeigen.
Arbeiten wie 6144 x 1024 sind nur schwer zu vertreiben. Gibt es dennoch einen „Markt“ für solche Werke?
SSS: Wir bieten allen ins Forum eingeladenen Künstler*innen und Filmemacher*innen an, ihre Arbeiten in unsere Sammlung und/oder in unseren Verleih zu übernehmen, allerdings nicht aus Marktinteresse. Uns geht es darum, über die Festivaldauer hinaus eine möglichst große Sichtbarkeit zu schaffen. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, zumindest ein Stück weit Verantwortung zu übernehmen für die Arbeiten, die wir einladen, indem wir ihnen ein Zuhause bieten. Wir haben unter unseren Gästen ein großes Fachpublikum. Nicht nur Filmverleiher, sondern auch Galeristen, Kuratoren und andere Multiplikatoren. Die Erfahrungen, die sie während des Festivals machen, wirken oft lange nach, manche Arbeiten unseres Programms finden noch jahrelang Eingang in andere Projekte und Ausstellungen. Ich würde das nicht als „Markt“ bezeichnen, eher als Schnittstelle.