Unter dem Pflaster ist der Strand

Under the Pavement Lies the Strand
Grischa und Heinrich sind Theaterschauspieler in Westberlin. Nach einer gemeinsamen Nacht im Garderobenraum werden sie ein Paar. Bald aber führt Heinrichs Wunsch nach einem Kind zum Dissens zwischen den beiden: Grischa engagiert sich am Rand der Frauenbewegung und befragt Arbeiterinnen zu ihrem Alltag, Abtreibungen und Männergewalt; Heinrich hingegen trauert den uneingelösten Utopien der Studentenbewegung nach und ergibt sich in Selbstmitleid und Lethargie. Die Verantwortung für ein Kind traut Grischa ihm nicht zu. Doch sie wird schwanger … In dem sieben Jahre nach „’68“ entstandenen Film, formulierte Helma Sanders-Brahms das Lebensgefühl einer Generation. Während die Erfahrung der politischen Ohnmacht frustrierte Straßenkämpfer in die gesellschaftliche Isolierung trieb oder, wie Heinrich, auf eine „Revolution zu zweit“ in der Liebe hoffen ließ, motivierte sie Frauen, zunächst einmal den „Nebenwiderspruch“ weiblicher Unterdrückung anzugehen. Der Widerstreit zwischen Politischem und Privatem spiegelt sich auch in der Ästhetik des Films: Neben Szenen intimer Zweisamkeit stehen dokumentarische Aufnahmen, etwa von einer Demonstration gegen das Abtreibungsverbot laut § 218 StGB.
von Helma Sanders-Brahms
mit Grischa Huber, Heinrich Giskes, Ursula von Berg, Gesine Strempel, Traute Klier-Siebert, Barbara Finkenstaedt, Heinz Hoenig, Günter Lampe
Bundesrepublik Deutschland 1975 Deutsch 103’ Schwarz-Weiß Altersfreigabe FSK 16

Mit

  • Grischa Huber
  • Heinrich Giskes
  • Ursula von Berg
  • Gesine Strempel
  • Traute Klier-Siebert
  • Barbara Finkenstaedt
  • Heinz Hoenig
  • Günter Lampe

Stab

Regie Helma Sanders-Brahms
Buch Heinrich Giskes, Grischa Huber, Helma Sanders-Brahms
Kamera Thomas Mauch
Montage Elfi Tillack
Ton Georg Lehner
Produzent*in Helma Sanders-Brahms
Redaktion Eckart Stein

Zusatzinformationen

DCP: Deutsche Kinemathek, Berlin

Helma Sanders-Brahms

Geboren 1940 in Emden, Deutschland. Sie arbeitete nach dem Studium als Fernsehansagerin und hospitierte in Italien bei den Regisseuren Sergio Corbucci und Pier Paolo Pasolini. Nach kritisch-politischen TV-Produktionen wandte sie sich mit Unter dem Pflaster ist der Strand (1975) subjektiveren Darstellungsformen zu. Themen der Frauenbewegung (Shirins Hochzeit, 1976), Motive der Literaturgeschichte (Heinrich, 1977) und die deutsche Vergangenheit (Manöver, 1988) stehen im Zentrum ihrer Filme, die auch im europäischen Ausland erfolgreich sind.

Filmografie

1971 Die industrielle Reserve-Armee; Dokumentarfilm 1974 Erdbeben in Chili 1975 Unter dem Pflaster ist der Strand 1976 Shirins Hochzeit 1977 Heinrich 1980 Deutschland, bleiche Mutter 1981 Die Berührte 1984 Flügel und Fesseln 1986 Felix. Episode 1: Er am Ende; Episodenfilm, Co-Regie · Laputa 1988 Manöver 1992 Apfelbäume 1994 Jetzt leben -– Juden in Berlin; Dokumentarfilm 1997 Mein Herz – Niemandem! 2003 Die Farbe der Seele 2008 Geliebte Clara

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2019