Die Schläferin

The Sleeper
Zwei Zeitungsartikel, zehn Jahre Abstand, zwei verschiedene Frauen, der gleiche Wortlaut. 2001 schreibt die „Göttinger Zeitung“, Margit (69) habe zurückgezogen gelebt und sei eine unscheinbare Frau gewesen. 2011 schreibt das „Hamburger Abendblatt“, Irina (65) habe zurückgezogen gelebt und sei eine unscheinbare Frau gewesen. Bis zu dem Moment ihres Auftauchens in den Nachrichten sind beide Frauen unsichtbar, hinter ihren Rollen als Ehe- und Hausfrauen zum Verschwinden gebracht. Lediglich einmal verschaffen sie sich für kurze Zeit Sichtbarkeit. In einem Gewaltakt.
Die Schläferin rekonstruiert und imaginiert die Geschichten dieser beiden Frauen, die zeit ihres Lebens fremdbestimmt wurden und vergeblich um einen eigenen Ausdruck ringen, so lange, bis sie die Spirale alltäglicher Gewalt nur noch durch einen eigenen Gewaltakt beenden können. Auch die filmische Sprache bewegt sich zwischen Dokument und Fiktion. Filmisch als bewegte Stillleben angelegte häusliche Alltagsszenen in einer menschenleeren Wohnung suggerieren, dass etwas gerade eben oder noch nicht passiert ist. Die Figur der Hausfrau scheint omnipräsent, bleibt im Bild aber abwesend, wie auch Margit und Irina unsichtbar bleiben.
von Alex Gerbaulet
mit Alex Gerbaulet, Susanne Sachsse, Sibylle Dordel
Deutschland 2018 Deutsch 17’ Farbe Dokumentarische Form

Mit

  • Alex Gerbaulet
  • Susanne Sachsse
  • Sibylle Dordel

Stab

Regie, Buch Alex Gerbaulet
Kamera Jenny Lou Ziegel
Montage Phillip Scheffner
Sound Design Simon Bastian
Ton Tom Schön
Regieassistenz Ines Meier
Ausstattung Tessa Kate Lee, Tom Schön
Co-Regie Mirko Winkel, Tim Schramm
Produzentinnen Alex Gerbaulet, Caroline Kirberg

Alex Gerbaulet

Alex Gerbaulet lebt und arbeitet als Künstlerin, Filmemacherin und Produzentin in Berlin. Seit 2014 ist sie Teil der Produktionsplattform pong film und war 2020 bis 2021 Stipendiatin im Berliner Förderprogramm Künstlerische Forschung/gkfd. In ihrer künstlerischen Arbeit lotet sie u. a. die Abbildbarkeit von Wirklichkeit und Erinnerung aus. Ihre Filme bewegen sich dabei zwischen Videokunst, Essay- und Dokumentarfilm, zwischen aktivistischem Anstoß und fiktionalisierender Reflexion. Zu ihren aktuellen Filmen gehören: Die Schläferin (2018) sowie gemeinsam mit Mareike Bernien Tiefenschärfe (2017) und Sonne Unter Tage (2022).

Filmografie

2015 Schicht (Shift); 29 Min. 2017 Tiefenschärfe (Depth of Field); mit Mareike Bernien, 15 Min. 2018 Die Schläferin; mit Mirko Winkel, Timm Schramm, 17 Min. 2022 Sonne Unter Tage

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2022