Na und...?

So what ...?
Hamburg 1966. Anpassung an die Verhältnisse ist das A und O der bundesrepublikanischen Nachkriegsrealität. Es ächzt im Gebälk. Schon länger. Marquard Bohm ächzt auch – unter eben diesen Zwängen. Er will nicht arbeiten gehen. Er kann nicht arbeiten gehen. Nichts geht mehr. Am Dammtor trifft ein Mann auf ihn. „Kann ich mal durch?“, fragt er. „Ist doch genug Platz“, antwortet Bohm lässig. „Aber nicht für mich", sagt der Ältere, Respekt erwartend, Gehorsam erwartend. Bohm schlägt ihm ins Gesicht und verlangt anschließend am Bahnhofskiosk eine Rolle Drops.
Na und...? fängt ein Zeitgefühl ein, direkt und in Schwarz-Weiß. Ohne Vorhang und doppelten Boden. Die Diskrepanz zwischen den Generationen ist nicht einzuholen. Die Vorboten der Revolution kommen um die Ecke. Marquard Bohm ist Repräsentant dieser Generation, die das Neue braucht, die das Echte braucht, nicht das Überdeckte, Tote, nicht den Mief.
Der Film wurde an Originalschauplätzen im Haus der Familie Bohm in Hamburg-Groß Flottbek und anderen Orten in Hamburg gedreht. Marquard Bohm spielt den jungen Mann, seine Frau spielt Petra Krüger, die auch im wahren Leben seine Frau war. Die Standfotografie am Set machte Angela Luther, die damalige Frau von Hark Bohm. Später schloss sie sich der RAF an.
Maike Mia Höhne
von Marquard Bohm, Helmut Herbst
mit Hark Bohm, Marquard Bohm
Bundesrepublik Deutschland 1966 Deutsch 33’ Schwarz-Weiß

Mit

  • Hark Bohm
  • Marquard Bohm

Stab

Regie Marquard Bohm, Helmut Herbst
Produzent*in Helmut Herbst

Produktion

cinegrafik Helmut Herbst

Marquard Bohm

Geboren 1941 in Hamburg, gestorben 2006 in Wetter (Ruhr). Der jüngere Bruder des Schauspielers und Regisseurs Hark Bohm war einer der bekanntesten Darsteller des Jungen Deutschen Films und hat in mehr als 100 Filmen mitgespielt. Durch die Arbeit mit Rainer Werner Fassbinder in Der amerikanische Soldat und in Wildwechsel wurde er auch international bekannt. Er arbeitete mit Hark Bohm, Rudolf Thome, Wim Wenders und Helmut Herbst zusammen und war von 1986 bis 2000 am Schauspielhaus Bochum unter den Intendanten Frank-Patrick Steckel und Leander Haußmann tätig.

Filmografie

1966 Na und?; Kurzfilm

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2018

Helmut Herbst

Geboren 1934 in Escherhof, lebt im Odenwald. Studium der Kunstgeschichte und Malerei in Hamburg und Paris. 1962 gründete er die Animationsfirma Cinegrafik. Neben der Arbeit an eigenen Filmen widmete er sich der Produktion unabhängiger Filme von Regisseuren wie Marquard Bohm und Harun Farocki. Von 1969 bis 1979 Dozent an der Deutschen Film- und Fernsehakademie (dffb), anschließend an der University of the West Indies in Mona, Jamaika. Sein Spielfilm Eine deutsche Revolution lief 1982 im Wettbewerb der Berlinale. 1985 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2000 war er Professor an der HfG Offenbach.

Filmografie (Auswahl)

1964 Schwarz Weiß Rot; Kurzfilm 1965 Der Hut oder Mondo Uovo; Kurzfilm 1966 Na und? 1968 Deutschland DADA; Dokumentarfilm 1975 Synthetischer Film oder wie das Monster King Kong von Phantasie & Präzision gezeugt wurde 1976 John Heartfield - Fotomonteur; Dokumentarfilm 1979 Guido Seeber; Dokumentarfilm 1980 Happening Kunst und Protest 1968; Dokumentarfilm 1982 Eine Deutsche Revolution (A German Revolution); Wettbewerb 1983 Sieben einfache Phänomene; Kurzfilm 1989 Dappifilm No. 2; Kurzfilm 1990 Früher – als wir noch nicht postmodern waren 1991 Die Serpentintänzerin 2006 Die Kathedrale der neuen Gefühle

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2018