The Shadow of Utopia

Im Schatten der Utopie
The Shadow of Utopia ist der letzte Teil einer Trilogie der Filmemacherin Antoinette Zwirchmayr, in der die Erinnerung dreier Generationen von Frauen die Achse der Erzählung bilden. Welche Rolle spielt der Vater, Brasilien, Sinnlichkeit und Körper? In stilisierten Bildern finden die erzählten Puzzleteile ein Gegenüber. Manchmal ist es ein Dialog, manchmal folgt der Ton den Bildern, öfter noch ist es die sich auftuende Schere, die den Blick in die Geschichte ermöglicht. Puzzlesteine, die sich finden, gefunden werden, von ihr selbst und von uns Zuschauern. Alles Naturalistische, Direkte, möglicherweise Emotionale ist verschoben. Eine Tonebene, die sich manchmal den Bildern anlegt, aber vom Prinzip her autonom agiert.
Dann ist Vater nicht viel da. Die Frauen sind alleine. Sie stehen am Ozean und der Wind rauscht. Es ist ein Ort an dem alles anders ist als zu Hause.
Auch in Herrenpartie von Wolfgang Staudte (1964) stehen die Frauen, die keine Männer mehr haben, als Gruppe gemeinsam gegen die Geschichte an. Bei Staudte in schwarzen Kleidern, Trauer tragend. Angeordnet wie Perlen in der Wüste. Stark. Bei Zwirchmayr ist das Schwarz Gold. Die Kleider wehen im Wind. Die Erinnerungen fliegen, manche kann sie greifen – wieviel Wahrheit, wessen Wahrheit – der Wind rauscht.
„Der dritte Teil ist kein Film über mich, sondern über meine Wahrnehmungen in Brasilien als Kind, von der Sexualität, Erotik und den Fantasien. Von einem Ort, wo alles besser ist als bei uns“, sagt Antoinette Zwirchmayr. Sie gehört zu den großen unabhängigen Filmemacherinnen ihrer Generation, die dem filmischen Gedächtnis eine Form geben, die dem weiblichen Körper seine Form lassen. Lust, Sinnlichkeit. In aller Sehnsucht – greifbar.
Maike Mia Höhne
von Antoinette Zwirchmayr Österreich 2017 Englisch 23’ Farbe

Stab

Regie Antoinette Zwirchmayr
Text Angelika Reitzer
Kamera Antoinette Zwirchmayr
Montage Hannes Böck, Antoinette Zwirchmayr
Sound Design Matthias Peyker
Regieassistenz Willy Kristen

Produktion

Klara Pollak

Antoinette Zwirchmayr

Geboren 1989 in Salzburg, lebt und arbeitet in Wien. Studium an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Ihre Kurzfilme wurden auf zahlreichen Festivals wie den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen und dem Toronto International Film Festival gezeigt. Sie erhielt mehrere Preise und Stipendien, zuletzt das Startstipendium für Filmkunst vom österreichischen Bundesministerium für Kunst und Kultur.

Filmografie (Kurzfilme)

2014 Der Zuhälter und seine Trophäen (The pimp and his trophies) 2015 Josef – Täterprofil meines Vaters (Josef – my father’s criminal record) · Haus und All (House and Universe) 2016 Venus Delta 2017 Im Schatten der Utopie (The Shadow of Utopia) 2018 Jean Luc Nancy

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2018