Tahia ya Didou

Bei Mohamed Zinets Film Tahia ya Didou, der im Auftrag der Stadt Algier entstanden ist und Dokumentar- und Spielfilmelemente verbindet, handelt es sich nicht etwa um stumpfe Tourismusreklame, sondern um ein poetisches, bissiges, leidenschaftliches Porträt der Heimatstadt des Regisseurs. Die Kamera erkundet den Hafen, die Märkte, Straßen, Cafés, den Alltag der Menschen also, von denen einige so oft zu sehen sind, dass sie wie Protagonisten wirken. Die spärliche Handlung dreht sich um ein französisches Paar, das die Stadt besucht. Der Mann hat kurz zuvor im Algerienkrieg gedient, seine Kommentare offenbaren rassistische, kolonialistische Vorurteile, während die Frau ein haarsträubendes Klischee nach dem anderen von sich gibt. Ihr Streifzug durch die Stadt endet, als sie den Weg eines Blinden kreuzen, den der Mann während seines Militäreinsatzes gefoltert hat. Der Film wird von ausdrucksstarken Sequenzen durchzogen, in denen ein Dichter namens Momo elegische Verse auf die Stadt Algier vorträgt.
Die Behörden reagierten ablehnend auf Zinets Arbeit, und der Film wurde ad acta gelegt. In den Jahren darauf war er oft in der Cinémathèque d’Alger zu sehen und entwickelte sich zum Kultfilm.
von Mohamed Zinet
mit Himoud Brahimi, Mohamed Zinet, Georges Arnaud, André Moreau, Suzie Naceur, N. Drais
Algerien 1971 Arabisch 81’ Farbe

Mit

  • Himoud Brahimi (Momo)
  • Mohamed Zinet (Der blinde Mann)
  • Georges Arnaud (Der Schweizer Tourist)
  • André Moreau (Der französische Tourist)
  • Suzie Naceur (Die französische Touristin)
  • N. Drais

Stab

Regie Mohamed Zinet
Buch Mohamed Zinet, Himoud Brahimi
Kamera Ali Marok, Bruno Muel, Pierre Clément
Montage Noun Serra, Monique Cementi
Musik Michel Portal, M'Hamed El Anka
Sound Design Abdelhamid Oulmi
Ton Larbi Chenit

Produktion

Mairie d’Alger

Mohamed Zinet

Geboren 1932 in Algier, Algerien. Er wirkte als Regieassistent von Ennio Lorenzini an Les Mains libres (1964) sowie an Gillo Pontercorvos La battaglia di Algeri (1966) mit. Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler drehte er 1971 seinen einzigen eigenen Film, Tahia ya Didou. Die Auftragsarbeit missfiel dem Bürgermeister von Algier, der die Kosten der Produktion getragen hatte, und kam deshalb nicht in den regulären Kinoverleih. Der Film gilt als eines der Meisterwerke des arabischen Kinos. Mohamed Zinet starb 1995.

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2018