Gemeinschaft
Was motiviert die Talente heutzutage? Der Ruhm allein?
FW: Der Ruhm wird gerne mitgenommen, aber was die Talente motiviert, ist die Gemeinschaft. Das merkt man ab der ersten Sekunde, in der sie hier in Berlin zusammenkommen. Und wenn die Teilnehmer über die Tage herausfinden, dass sie viele Dinge gemeinsam haben, setzt das nochmal unfassbar viel Energie frei. Das haut uns jedes Jahr aus den Socken.
Viele renommierte Akteure im Filmgeschäft betonen, wie wichtig auch negative Erlebnisse für ihre Karriere waren. Ist Scheitern ein notwendiger Teil des Erfolgs?
CT: Scheitern ist Teil unseres Alltags. Manche Dinge gelingen einfach nicht. Und je mehr Erfahrung ich sammle, desto besser und positiver kann ich auch mit dem Scheitern umgehen. Das sind Entwicklungsstufen, die wir durchlaufen. Vielleicht klappt die Filmfinanzierung nicht, okay, dann suche ich einen anderen Weg. Manchmal hilft auch nur eine berufliche Alternative. Viele große und bekannte Regisseure waren nur 15 Jahre aktiv. Filmemachen kann manchmal nur eine Station im Leben sein.
Gibt es auch Situationen im Leben, bei dem aller Mut nichts hilft und man das Scheitern einfach akzeptieren muss?
FW: Wir laden niemanden nach Berlin ein, um ihm das Blaue vom Himmel zu versprechen. Wir geben den Talenten die Möglichkeit, Teil der Talents-Familie zu werden. Wir bleiben in schönen, aber auch in schwierigen Situationen in Kontakt, denn die Gruppe kann immer weiterhelfen. Und hoffentlich ist sie auch ein kleiner „Reality Check“, bei dem man seinen Stand der Dinge überprüft, bevor alles eventuell zum Scheitern führt.
In einer Pressemitteilung sprecht Ihr von filmischen Mutproben über „künstlerische, politische sowie finanzielle Grenzen und Barrieren hinweg“. Welche Barrieren gibt es heute noch?
CT: 2017 haben wir 250 Teilnehmer aus 71 Ländern, das Alumni-Netzwerk besteht aus über 5.000 Talenten aus über 100 Ländern. Die afghanische Filmemacherin Karima Ishchi ist nach Berlinale Talents 2016 in Deutschland geblieben, weil sie in ihrer Heimat überall an Grenzen stieß. Sie durfte gar nichts und jetzt genießt sie eine vergleichsweise große Freiheit in Berlin. Diese Restriktionen in anderen Ländern der Welt muss man immer im Hinterkopf haben. Im Moment wird ja auch bei uns wieder massiv versucht, Grenzen zu ziehen. Unsere Freiheit sollten wir schätzen und pflegen, vor allem auch die des künstlerischen Ausdrucks.