Kino muss es sein
Durch die Programmierung und Kombination der Filme lenkst auch Du den Blick des Zuschauers. Wie würdest Du Deine eigene Handschrift beschreiben?
Sex und Politik. Sinnlichkeit und Körper. Und Kino muss es sein. Also gedachtes Bild. Wie in Bai Niao (Weißer Vogel) von Wu Linfeng. Dem Film siehst Du einfach an, wie viele Gedanken sich der Regisseur über die Bilder und den Rhythmus gemacht hat. Genau wie Notre Héritage. Der Protagonist aus Bai Niao ist HIV-positiv. Als eine entfernte Verwandte zu Besuch kommt, schläft er mit ihr. In den letzten sieben Minuten des Films werden durch die Konzentration des Bildes kleine Verschiebungen spürbar, die Moral mit einem weißen Handtuch zugedeckt. Die Trennlinie zwischen dokumentarischem und fiktionalem Material wird unterlaufen, ein Blick auf das Dazwischen möglich.
Auch Nimit Luang (Prelude to the General) von Pimpaka Towira aus Thailand ist sehr genau in der Montage, im Bildaufbau, in der Inszenierung und bleibt dabei doch geheimnisvoll. Im Kontext der thailändischen Geschichte wird der Film Ausdruck des kollektiven Traumas. Das Vergangene greift auf die Zukunft vor und so gibt es auch für die Protagonistin kein Entkommen, trotz einer anfangs ausgesprochenen Warnung.
Mein Traum wäre es, die Programme einmal durchlaufen zu lassen - ohne Unterbrechungen, am liebsten keinen Abspann, kein Schwarz – einfach von einer Stimmung, einer Farbe in die nächste überleitend. 90 Minuten lang. 120 Minunten lang. Tagekurz.