What we left unfinished

Ein Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Living Archives 2“:

„What we left unfinished“ ist ein Langzeitrechercheprojekt, ein Film und eine Reihe von Gesprächen, die alle um fünf unvollendete afghanische Spielfilme kreisen, die zwischen 1078 und 1992 zwar gedreht aber nie geschnitten wurden. Diese Zeitspanne umfasst den afghanischen Coup d’Etat, Reformversuche die auf Widerstand der Landbevölkerung stießen, eine Reihe interner Säuberungen und Ermordungen, Invasion und Abzug der Sowjets, einen 5 Jahre dauernden Versuch der nationalen Versöhnung, die Übergabe der Macht an die Koalition der Mudschahedin und schließlich das Versinken des Landes im Bürgerkrieg. Die Filme wurden vom afghanischen Staat an unterschiedlichen Punkten der Entwicklung des afghanischen kommunistischen Projekts in Auftrag gegeben, produziert und abgebrochen. Aus ihnen lässt sich zwar keine Wahrheit darüber rekonstruieren, wie die Realität des Staats in diesen Momenten aussah, oder wie er sich in ihnen verhielt. Aber seine wichtigsten Fiktionen werden sichtbar: seine Wünsche und Ängste, Ambitionen und Gespenster. In der Vorstellungswelt der meisten fertig gestellten Filme aus dieser Zeit sehen wir das Ideal einer Demokratischen Volksrepublik, die nur als Möglichkeit und nie tatsächlich existierte. In den unfertigen Filmen schwebt die Realität – das utopische Projekt, das nur mit Waffengewalt gesichert werden kann – wie ein Schatten in den Bildern, kaum verhüllt in Allegorien und Codes.

Mariam Ghani arbeitet mit Video, Installation, Performance, Fotografie und Text. Ihre künstlerischen Arbeiten beschäftigen sich oft mit Erinnerung, Geschichte, Sprache, Verlust und Wiederherstellung.
Latif Ahmadi ist der Regisseur der unvollendeten Filme Inqilabi Sawr (1978) und Gomashta (1990-92).
2016