Mollenard

Capitaine Mollenard, Kommandant des Frachters »S.S. Minotaur«, ist selbst ein Stier von einem Mann. Mit der Reederei hat er sich ebenso überworfen wie mit seiner Ehefrau, die zu Hause in Dünkirchen Sohn und Tochter gegen den massigen Dickschädel aufhetzt. Umso mehr verehrt ihn seine Mannschaft, die ihn auch beim illegalen Waffenhandel in Schanghai unterstützt. Doch dann setzt ein ausgebooteter Waffenhändler die »Minotaur« in Brand. Zwar werden Mollenard und die Besatzung bei der Heimkehr in Dünkirchen als Seehelden gefeiert, ein neues Schiff aber lässt auf sich warten. Als ein Schlaganfall Mollenard niedergestreckt, ist der Fahrensmann ans Krankenbett gefesselt. Doch dem Kommando seiner zänkischen Frau will sich dieser alte Korsar nicht fügen … Dünkirchen und Schanghai: Der eine Hafen weist zurück auf das engstirnige Kleinbürgermilieu, das Siodmak und sein Kameramann Eugen Schüfftan schon in Abschied (1930) kritisch ausgeleuchtet hatten, der andere weist voraus auf eine Lieblingstopografie des Film noir. Mollenard, in dem die antibürgerliche Haltung des Weimarer Kinos auf den Poetischen Realismus des französischen trifft, war höchst populär bei Anhängern der »Volksfront«.
von Robert Siodmak
mit Harry Baur, Albert Préjean, Gabrielle Dorziat
Frankreich 1938 105’