Welcher Film wurde für die Babelsberg-Reihe aus dieser Zeit ausgewählt?
Die Ufa feierte ihr 25-jähriges Jubiläum mit einer imposanten Großproduktion, Münchhausen, mit vielen Stars, darunter Hans Albers, und nach dem Drehbuch von Erich Kästner, der wegen des gegen ihn verhängten Schreibverbotes nur unter einem Pseudonym genannt wurde. Diesen Film, eine Prestigeproduktion, in Agfa-Color gedreht, der einerseits wie aus der Zeit gefallen scheint, andererseits mit Anspielungen auf sie verweist und doch der offizielle Jubiläumsfilm wurde, hat sich für die Auswahl geradezu aufgedrängt.
Die DEFA
Nach dem Krieg richteten zunächst die alliierten Siegermächte ihr Nachrichtenzentrum für die Potsdamer Konferenz in Babelsberg ein. Der erste Film, der in der Nachkriegszeit entstand, ist Die Mörder sind unter uns von Wolfgang Staudte. Unter welchen Umständen ist dieser Film entstanden?
Die Mörder sind unter uns ist der erste Spielfilm der DEFA, der neu gegründeten Filmgesellschaft, die dann später das Studiogelände in Babelsberg übernehmen sollte. Es ist ein Film, der in den Trümmern von Berlin spielt, die Situation des Landes spiegelt und die Schuld, die viele auf sich genommen haben, zu reflektieren versucht. Ein Neubeginn, aber nicht nur deshalb so wichtig.
Bis zur Wende entstehen über 1.500 Filme. Was ist das besondere am Studio-System der DEFA?
Es war zunächst einmal ein klassisches Studio-System, aber unter neuen Bedingungen: mit festangestellten Mitarbeitern und langfristig vorbereiteten Projekten, aber abhängig von den Vorgaben der SED. Auch die DEFA produzierte sehr unterschiedliche Arten von Filmen. Sie entwickelte z.B. die Indianerfilme mit Gojko Mitić – eine Art Replik auf die westdeutschen Karl-May-Verfilmungen –, produzierte in den 50er und 60er Jahren auch Krimis und insgesamt sehr viele Unterhaltungsfilme.
DEFA-Filme sind geprägt von einer großen Professionalität und hervorragendendem Handwerk. Für Studio-Systeme typisch ist eine gewisse Abneigung gegen das Experiment, gegen die Avantgarde. Dennoch konnten Regisseure wie Egon Günther, Frank Beyer oder Konrad Wolf (Goya) auch ästhetisch ganz eigenständige Filme machen.