Leicht muss man sein, Fliegen muss man können

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1953 war Herbert Tobias der erste deutsche Fotograf, der für die Pariser „Vogue“ arbeitete. Im selben Jahr wurde er aus Frankreich ausgewiesen, weil er bei einer Razzia in der Pariser Schwulenszene Widerstand geleistet hatte. Erfolg und Absturz lagen bei Herbert Tobias immer dicht beieinander. Seine ersten Fotos hatte er als Wehrmachtssoldat gemacht. Nach dem Krieg arbeitete er als Schauspieler, verliebte sich, hatte 1950 sein Coming-out und floh vor der Inhaftierung nach Paris, wo er im Atelier Willy Maywalds unterkam. Dann erster Erfolg, Ausweisung, Umzug nach Heidelberg, wo er aus 18.000 Einsendungen als Gewinner eines Fotowettbewerbs der „Frankfurter Illustrierten“ hervorging. Tobias war wieder oben, hatte Aufträge, Ausstellungen, über ihn wurde geschrieben. Andererseits war Tobias nicht nur Modefotograf, seine Aktfotografie, die Porträtserien und seine dokumentarischen Arbeiten hätten die Höhepunkte jeder Sammlung mit zeitgenössischer Kunst sein können, wenn Kunstfotografie damals anerkannt und marktfähig gewesen wäre.
Heute gehören seine Porträts von Hildegard Knef, Andreas Baader, Klaus Kinski oder Amanda Lear zu den Klassikern der Porträtfotografie. Seine späte Anerkennung hat Herbert Tobias nicht mehr erlebt. Dem täglichen Wahnsinn der Auftragsfotografie für Modemagazine immer weniger gewachsen, zog er sich aus der Fotografie zurück, arbeitete wieder für Filmproduktionen und als Schauspieler. 1982 starb Herbert Tobias an den Folgen einer HIV-Infektion. Erst 2007 wurde sein Grab auf dem Altonaer Hauptfriedhof von der Stadt Hamburg zum Ehrengrab erklärt. Der Film beleuchtet Leben und Werk des Künstlers in seiner ganzen Bandbreite.
von Annette Frick Deutschland 2010 85’

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