Ein Traumprotokoll

Oft bin ich gefragt worden: Willst Du nicht mal selber einen Film machen? Ja, wenn es ein Film wäre, den eben nur ich machen könnte, war meine Antwort. Inzwischen sind auf diese Weise ein paar Kurzfilme entstanden. Angefangen hat es mit dem Träumen, denn wenn wir schlafen und träumen, erwacht in uns ein Dichter, der uns mit gewagten Bildern und Worten das sagt, was unser Wachsein uns verbirgt. Auf Grund von kurzen Aufzeichnungen habe ich einige Träume mit offenen Augen vor meiner laufenden Videokamera nacherlebt. Entstanden sind so sieben TRAUMPROTOKOLLE. Ausgewählt habe ich eines. In HANNA HANNAH begebe ich mich ins offene Labyrinth des Holocaust-Mahnmals mitten in Berlin, im Gedenken an eine Namensschwester, jener Hannah, nach der meine Mutter mich noch in letzter Minute bei meiner Taufe umbenannt hat. In MOI ET MON DOUBLE kommt es über das Auswendiglernen eines Textes von Witold Gombrowicz zur Begegnung mit einem Gespenst. Es ist das Selbst auf der Suche nach einer zweiten Schönheit und Fülle, nachdem die erste, die der Jugend, längst hinter uns liegt. Zuletzt: ALICIA BUSTAMANTE, das Porträt einer legendären Persönlichkeit der Theater- und Filmszene Kubas. Wir haben uns vor beinahe zwei Jahrzehnten bei Dreharbeiten kennengelernt. Der Autor der Serie des real maravilloso, der wunderbaren Wirklichkeit, war Gabriel García Márquez. Geblieben ist mir als Weggefährtin Alicia, selbst ein kleines sehr reales Wunder, wie sie inmitten aller Weisheit ihrer Lebensjahre beliebig oft ans Genie der Kindheit anknüpft und mit ansteckendem Humor den Alltag zur Komödie macht.
von Hanna Schygulla
mit Hanna Schygulla
Deutschland (BRD ab 1949) 1976/2005 5’

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