As, Grafinjata

The Countess | Ich, die Gräfin
Sofia, die Hauptstadt des sozialistischen Bulgarien, im Sommer des Schlüsseljahrs 1968. Die „Weltfestspiele der Jugend und Studenten“ finden statt; jene Großveranstaltung des unter Kreml-Einfluss stehenden „Weltbundes der demokratischen Jugend“, auf der alle drei bis fünf Jahre die internationale Solidarität der „friedliebenden Kräfte“ beschworen wird. Wie in Ost-Berlin 1973 dient auch das Festival in Bulgarien fünf Jahre zuvor als Aushängeschild vorgeblicher Liberalität in einem ansonsten wenig freizügigen System. Für ein paar Tage scheinen die Gesetzmäßigkeiten des tristen Alltags außer Kraft gesetzt. Am Rande der offiziellen Feierlichkeiten versuchen ein paar Jugendliche, ihren Anteil von der deklarierten Freiheit abzubekommen – so auch Sybilla, in der Szene „die Gräfin“ genannt. Sexuelle Freizügigkeit wird proklamiert, Drogen machen die Runde. Bei einer Polizeirazzia wird Sybilla verhaftet. Für sie beginnt nun eine leidvolle Karriere in verschiedenen staatlichen Institutionen und durch deren fragwürdige Resozialisierungsversuche: Umerziehungsheim, Arbeitslager, Gefängnis und Psychiatrie lassen sie ebenso wenig resignieren wie private Tiefschläge. Die Gräfin richtet sich nach jeder Niederlage wieder auf und setzt ihre Suche nach dem Glück fort.

von Petar Popzlatew
mit Swetlana Jantschewa, Alexandr Dojnow, Itzchak Finzi
Bulgarien 1989 119’

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