Jarmark Europa

Der „Jarmark Europa“ im Stadion Dziesieciolecia in Warschau ist einer der größten Basare in Osteuropa. Vor allem Händlerinnen aus den verschiedensten Ländern der ehemaligen Sowjetunion haben hier ihr Einkommen gefunden. Sie transportieren ihre Waren in den berühmten Tragetaschen nach Warschau oder in andere Städte westlich der Grenzen der ehemaligen SU. Auf Russisch werden sie „Tschelnoki“ nach „Tschelnok“, Weberschiffchen, genannt: Sie haben ihre meist bürgerliche Existenz gegen ein Leben in ständiger Bewegung zwischen ihrem Heimatort und dem Basar eingetauscht. Viele von ihnen sind Akademikerinnen, die zu wenig verdienen, um davon leben zu können; andere sind arbeitslos oder in Rente. Die „Tschelnoki“ sind Unternehmerinnen der ersten Stunde einer sich verändernden Gesellschaft.
Zwei von ihnen porträtiert der Film; gleichzeitig reflektiert er die Schwierigkeiten der Filmemacherin, ihre Geschichte zu erzählen. Kaleria Michajlowna aus Penza war Leiterin der Poliklinik. Jetzt ist sie Rentnerin. Einmal alle zwei Monate reist sie nach Warschau, um alles zu verkaufen, was in Penza so gut wie nichts kostet und sich deshalb mit Gewinn in Polen verkaufen lässt.
Swetlana Anatoljewna aus Brest verlor im Zuge der Perestroika ihre Stelle als Musiklehrerin. Um sich die Langeweile auf dem Basar zu vertreiben, las sie viel. Auch andere Verkäufer aus Russland interessierten sich für ihre Bücher. So verwandelte sich ihr Kiosk in eine Leihbibliothek, inzwischen ein florierendes Geschäft.
von Minze Tummescheit Deutschland 2004 124’

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