Moritz de Hadelns starke Handschrift im Wettbewerb
Auffallend war in diesem Jahr jedoch auch die Vielfalt und Qualität der Filme im Wettbewerb, der nach einer Änderung der FIAPF-Richtlinien wieder etwas umfangreicher geworden war. Das große Unterhaltungskino war mit Sydney Pollacks Tootsie denkbar gut repräsentiert. Daneben gab es politisch Brisantes wie Emile de Antonios In the King of Prussia über eine Gruppe militanter amerikanischer Atomkraftgegner, Chris.Markers Filmessay Sans Soleil, das wunderbar leichte Erzählkino Eric Rohmers (Pauline à la Plage) und den aufwühlenden Dokumentarfilm Koyaanisqatsi, der zu einem Kultfilm des intellektuellen Kinos werden sollte. Im Wettbewerb 1983 war die klare Handschrift Moritz de Hadelns erkennbar, dessen Festivalpolitik darauf zielte, Kunst, Kommerz und Wagnis auf einem hohen Niveau miteinander zu verbinden. Mit einem Schmunzeln erinnerte sich Emile de Antonio später an Berlin als eine "ironische und fruchtbare" Stadt und die Berlinale als ein Festival, auf dem er auch mit amerikanischen Landsleuten gesprochen habe, "denen ich sonst aus dem Weg gehe."
Auch Filme aus der UdSSR, aus Ungarn und der CSSR waren präsent. Ein unschönes Geplänkel hatte es lediglich um Frank Beyers Der Aufenthalt gegeben, den die DDR bereits angemeldet hatte, dann jedoch zunächst ohne Begründung zurückzog. Hinter den Kulissen hatte es eine Intervention Polens gegeben. Man warf dem Film vor, er schüre anti-polnische Ressentiments. Die Gehorsamkeit der DDR-Offiziellen wurde allgemein bedauert. Die Intervention Warschaus könne man „nur hysterisch und die Botmäßigkeit der DDR servil nennen“, urteilte Michael Schwarze in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und hätte Beyers Film sogar einen Goldenen Bären zugetraut.
Gaby Sikorski setzt Wegmarken im Kinderfilmfest
Im Kinderfilmfest war bereits im Vorjahr erstmals eine Jury eingesetzt worden, um unter den Filmen des Programms Preise und Auszeichnungen zu vergeben. UNICEF hatte dafür die Schirmherrschaft übernommen und vom Kinderfilmfest bei dieser Gelegenheit eine stärkere qualitative Vorauswahl und eine breitere Sichtung gefordert. Erstmals kam auch die Anregung, in Zukunft auch Jugendfilme zu zeigen.