„Auf der Suche nach der verscharrten Geschichte“
So beschrieb Wolfram Schütte den thematischen Schwerpunkt vieler Filme dieses Jahres. Agnieszka Hollands Goraczka | Fieber, Markus Imhoofs Das Boot ist voll – einer von mehreren Schweizer Filmen dieser Berlinale – und der iranische Dokumentarfilm Djostedju | Suche von Amir Naderi im Forum waren dafür Beispiele: „Sein mit Bild und Ton, mit Dokument und Imagination höchst kunstvoll umgehender Film ist Requiem und Beschwörung, Epitaph und Aufruf in einem“, lobte Schütte Naderis Film in den höchsten Tönen. Ähnlich hätte sich auch der Eindruck beschreiben lassen, den Andrej Tarkowskis Stalker hinterließ, der neben Godards Sauve qui peut (la vie) | Rette sich wer kann (das Leben) der meist beachtete Film des Forums war.
Die Retrospektive war in diesem Jahr dem türkischen Regisseur Yilmaz Güney gewidmet, der in der Türkei als politischer Gefangener, unter Mordanklage, inhaftiert war. Ungeklärte Konflikte, das Trostlose, das Katastrophische, die Traumata der jüngeren Geschichte standen am Beginn der Achtziger Jahre. Mitten in einem vagen Unbehagen, einer gewissen Ratlosigkeit vor der Zukunft erinnert der Auftritt Jean-Luc Godards bei der Pressekonferenz zu Sauve qui peut (la vie) | Rette sich wer kann (das Leben) an die Kraft des Films: „Redend hat da jemand den Eindruck vermittelt, was das immer noch sein könnte: Kino, und was das einmal war. Was es heißt ein Bewusstsein zu haben von der Arbeit eines Regisseurs: dem Umgang mit Bildern und Tönen. Und wie beide zueinander in Beziehung stehen“, schrieb Norbert Jochum in der „Zeit“.