Im zweiten Weltkrieg waren fast alle Produktionsstätten zerstört worden. Während im Ostsektor der Stadt der Aufbau der DEFA recht rasch vonstatten ging, entwickelte sich die westdeutsche und West-Berliner Filmwirtschaft nur sehr schleppend. Dies hing mit der zentralistischen Struktur der deutschen Filmbranche unter den Nationalsozialisten zusammen. 1942 waren von der Produktion bis zum Abspiel sämtliche Bereiche des Filmschaffens unter dem Dach der Ufa zusammengefasst worden.
Erblasten
Mit dem Kriegsende ging das gesamte Vermögen der Ufa in den Besitz der Siegermächte über. Während die sowjetische Führung an einer zentralisierten Filmwirtschaft unter veränderten Vorzeichen im Wesentlichen festhielt, zielte die Politik der Amerikaner und Briten darauf, die unterschiedlichen Bereiche zu dezentralisieren und langfristig in ein marktwirtschaftliches Modell zu überführen. Dies wurde als Teil der Demokratisierungsbemühungen gesehen, brauchte jedoch Zeit, da das Ufa-Vermögen sukzessive an deutsche Privateigentümer veräußert werden sollte. Dieser Prozess wurde von den jeweiligen Militärregierungen und ihren „Filmoffizieren“ begleitet. Der amerikanische Filmoffizier war seit 1948 Oscar Martay, der also bereits einen gründlichen Einblick in die deutsche, insbesondere die Berliner Filmwirtschaft hatte, bevor er 1950 die Gründung der Berlinale initiierte.
Der mühselige Prozess des Wiederaufbaus einer Filmwirtschaft war begleitet von gegenseitigen Ressentiments und Missverständnissen. Der Berliner Senat, auf dessen Zuständigkeitsgebiet sich ein Großteil der ehemaligen Produktionsstätten befand, fühlte sich durch die amerikanische Politik gegängelt. Die deutschen Spielfilmproduzenten wiederum warfen dem Senat „eine kalte Sozialisierung“ vor, die das Ziel habe, die Privatisierung der Filmwirtschaft zu hintertreiben. Es war nicht leicht, in diesen Jahren in Deutschland einen Spielfilm zu realisieren: für alles brauchte man eine Genehmigung der jeweiligen Militärregierung, und als die Alliierten anfingen, die deutschen Behörden stärker am Entscheidungsprozess zu beteiligen, mussten die Produzenten und Filmemacher des Öfteren den Spagat zwischen zwei Stühlen machen. Gedreht wurde jedenfalls meist unter improvisierten Bedingungen und wer wollte in dieser Situation die Verantwortung für das Scheitern eines Projekts – oder gar für das unbefriedigende Gesamtbild des „deutschen Films“ – übernehmen?