Es beginnt mit einem meditativ-vibrierenden Drone im dunklen Kinosaal und endet mit einem auf den Filmstreifen gekratzten Wort: „REFLECT“ – eine Aufforderung zum Nachdenken über das Gesehene, aber auch die Beschreibung einer der vielen Techniken, die David Larcher in seinem zweieinhalbstündigen Experimentalfilmepos in Stellung bringt. Solche Doppel- und Mehrdeutigkeiten, die Lust am Entschlüsseln der Grundstrukturen filmischer Wahrnehmung, die Faszination für psychedelische Bewusstseinserweiterung und die komplexen Beziehungsgeflechte zwischen Erfahrung und Erinnerung sind die wiederkehrenden Motive des Films, der sich als hippieesker, elliptischer Diary-Film ebenso lesen lässt, wie als Enzyklopädie experimenteller Bildverfahren.
„Mare’s Tail“, so nennt man in England die länglich-zerfaserten, an einen Pferdeschweif erinnernden Wolken, die baldigen Regen anzeigen. Und so wie man diese Himmelszeichen erst sehen und deuten lernen muss, so lehrt uns David Larcher das kinematografische Sehen in einer Art Schöpfungsgeschichte der visuellen Repräsentation, die zugleich auch ein Ausschnitt aus der – im Zeitkolorit der Spät-60er eingefärbten – Geschichte des Regisseurs selbst ist.
von David Larcher Vereinigtes Königreich 1969 Ohne Dialog 160’ Schwarz-Weiß & Farbe

Stab

Regie, Buch David Larcher
Kamera David Larcher
Produzent*in Alan Power

Produktion

Q Production

David Larcher

Geboren 1942 in London. Er studierte paläolithische Archäologie und anschließend Film und Fernsehen. In den 1960er-Jahren begann Larcher zu fotografieren und Filme zu drehen. Von 1996 bis 2007 war er Professor für Videokunst an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM).

Filmografie

1975 Monkey's Birthday; 360 Min. 1983 View through the Aquarium of the (Ich Tank Durchblick); 5 Min. 1987 EETC; 69 Min., mit Mike Stubbs u. a., Forum 1987 1989 Granny's Is; 50 Min., Forum 1990 1993 Videøvoid: The Trailer; 33 Min. 1996 Videøvoid: Text; 36 Min. 1998 Ich Tank; 59 Min.

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2020