Kurz bevor der Londoner Rechtsanwalt James Warlock sich von seiner Ehefrau Clemency trennt und nach Südafrika in eine ungewisse Zukunft aufbricht, erzählt er ihr die ganze Geschichte seines Versagens als Ehemann. Obwohl er Clemency aufrichtig liebt, hat er an ihrem siebten Hochzeitstag, als sie in einem Auslandsurlaub war, eine Affäre mit einem Ladenmädchen begonnen. Was für James nur ein unverbindlicher Seitensprung aus der ehelichen Routine war, nahm die junge Frau viel ernster … Vom Stoff her wirkt die romantische Tragödie Cynara wie der diametrale Gegenentwurf zu Vidors H.M. Pulham, Esq. Anders als der honorige Puritaner in Neu-England aber gibt sein englischer Widerpart den erotischen Lockungen einer Frau niederer Herkunft nach – mit fatalen Folgen. King Vidor findet dafür das Bild eines Treppenhauses. Es ist keine Wendeltreppe, wie in Robert Siodmaks gleichnamigem Film noir von 1946 und es führt den Protagonisten auch nicht unvermeidlich in den physischen Tod, aber in den sozialen. Konsequent in der Aufsicht von oben gefilmt und von den schwarzen Schlagschatten des Geländers begrenzt, schreitet er auf den Stufen unaufhaltsam abwärts.
von King Vidor
mit Ronald Colman, Kay Francis, Phyllis Barry, Henry Stephenson, Viva Tattersall, Florine McKinney, Clarissa Selwynne, Paul Porcasi, George Kirby, Donald Stuart
USA 1932 Englisch 78’ Schwarz-Weiß

Mit

  • Ronald Colman
  • Kay Francis
  • Phyllis Barry
  • Henry Stephenson
  • Viva Tattersall
  • Florine McKinney
  • Clarissa Selwynne
  • Paul Porcasi
  • George Kirby
  • Donald Stuart

Stab

Regie King Vidor
Buch Lynn Starling, Frances Marion
Story H. M. Harwood, Robert Gore-Browne Cynara (1930)
Kamera Ray June
Montage Hugh Bennett
Musik Alfred Newman
Ton Frank Maher
Ausstattung Richard Day
Regieassistenz Sherry Shourds
Produzent*in Samuel Goldwyn

Zusatzinformationen

Kopie: Park Circus, Glasgow

King Vidor

King Vidor wurde 1894 in Galveston, Texas geboren und starb 1982 in Paso Robles, Kalifornien. Ab 1913 Arbeit im lokalen Nickelodeon als Filmvorführer; als Jugendlicher erste Aktualitätenfilme; 1919 erster abendfüllender Spielfilm. 1925 Durchbruch mit dem pazifistischen Kriegsfilm The Big Parade. Vidor wird zum erfolgreichen Stummfilmregisseur mit humanistischer Vision und bleibt seinem Interesse an sozialen Fragen und technischer Innovation beim Wechsel zum Tonfilm treu. Bis 1959 dreht er 54 Spielfilme verschiedenster Genres: Western, Melodrama, Kostümfilm, Komödie und sogar einen Antikfilm.

Filmografie (Auswahl)

1919 The Turn in the Road; Lost film 1925 The Big Parade (Die große Parade) 1928 The Crowd (Ein Mensch der Masse) 1929 Hallelujah 1934 Our Daily Bread (Der letzte Alarm) 1938 The Citadel 1940 Northwest Passage (Nordwest-Passage) 1947 Duel in the Sun (Duell in der Sonne) 1949 The Fountainhead (Ein Mann wie Sprengstoff) 1956 War and Peace (Krieg und Frieden) 1959 Solomon and Sheba (Salomon und die Königin von Saba)

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2020