Gunda ist die Protagonistin dieses dokumentarischen Triptychons in mildem Schwarz-Weiß. Sie kümmert sich um ihre Kleinen und geht mit ihnen auf Entdeckungsreise, dann zieht sie sich zurück und schöpft Kraft. Vorsichtig nähert sie sich der Kamera. Weiß sie um ihr Schicksal? Was mag sie denken? Von uns halten? Gunda ist eines von mehreren hundert Millionen Schweinen, die den Planeten bewohnen; dazu kommen noch eine Milliarde Rinder, im Film vertreten durch zwei anmutig muhende Kühe, sowie über 20 Milliarden Hühner, hier ein sich durch die Welt tastendes einbeiniges Huhn. Im Schlamm wühlende, Fliegen verscheuchende und Würmer suchende Held*innen – Filmessayist Victor Kossakovsky ist und bleibt rigoros: Nach diesem Film sei Fleischkonsum ausgeschlossen. Seine Empörung über die ignorante Menschheit im Allgemeinen und die Entwürdigung dieser Lebewesen im Konkreten lässt er in eine konzeptuell minimalistische, visuell aber umso fulminantere Meditation fließen. Gunda ist ein Intimporträt. Eine Intervention in Form der Bescheidenheitsgeste. Ein Film, der den Underdogs majestätische Größe gibt. Und uns nachdenklich macht. Zumindest das.
von Victor Kossakovsky Norwegen / USA 2020 Ohne Dialog 93’ Schwarz-Weiß Dokumentarische Form

Stab

Regie Victor Kossakovsky
Buch Victor Kossakovsky, Ainara Vera
Kamera Egil Håskjold Larsen, Victor Kossakovsky
Montage Victor Kossakovsky, Ainara Vera
Sound Design Alexandr Dudarev
Ton Alexandr Dudarev
Production Managers Recha Nia, Charlotte Hailstone
Produzent*innen Anita Rehoff Larsen, Joslyn Barnes
Ausführende Produzent*innen Joaquin Phoenix, Tone Grøttjord-Glenne
Co-Ausführende*r Produzent*in Regina K. Scully

Produktion

Sant & Usant Production

Louverture Films

Victor Kossakovsky

Geboren 1961 in der UdSSR. Er begann seine Karriere 1978 im Leningrader Studio für Dokumentarfilm als Kamera- und Regieassistent sowie als Editor. 1988 absolvierte er an der Filmhochschule Moskau ein Studium für Filmautoren und Regisseure. In vielen seiner Filme war er als Regisseur, Editor, Kameramann und als Autor tätig. Sein internationales Debüt The Belovs gewann den Joris Ivens Award und den Publikumspreis beim Dokumentarfilmfestival IDFA in Amsterdam. Seitdem erhielt er diverse Auszeichnungen für seine Filme; sein letzter Film Aquarela feierte 2018 in Venedig Premiere.

Filmografie

1988 Losev 1992 Belovy (The Belovs) 1996 Sreda 19.07.1961 (Wednesday 19.07.1961) 1998 Pavel and Lyalya; Kurzfilm 2000 I Loved You... 2002 Tishe! (Hush!) 2005 Svyato; Kurzfilm 2011 Vivan las antipodas! 2013 Demonstration 2015 Varicella; Kurzfilm 2018 Aquarela 2020 Gunda

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2020