La casa dell’amore

The House of Love
Der Film verlässt in seinen 77 Minuten kein einziges Mal die kleine Mailänder Wohnung von Bianca Dolce Miele. Ein dunkler Safe Space, vom warmen Kerzenlicht nur punktuell erleuchtet, Gegenstände sind in ritueller Absicht angeordnet, eine schwarze Katze streift umher. Der Himmel hängt als Karte über dem Bett, die Außenwelt ist per Telefon zugeschaltet. „Ich bin immer hier, zu jeder Zeit“, verspricht sie ihren Kunden in einer tiefen, gutturalen Stimme. „Gib mir eine halbe Stunde Zeit, um mich sexy für dich anzuziehen.“ Die Auftritte Biancas in diesem Film sind selbstbestimmt und geben sich keinem normativen Blick preis. Die Freier und Freund*innen, die zu Besuch in die Wohnung kommen, machen sich ihren Reim auf sie und ihre Profession: Einer zitiert aus der Bibel, ein anderer singt eine Moritat, ein dritter richtet auf ihrem geschlechtlich mehrdeutig lesbaren Körper einen makellos weißen Tisch her, von dem er Dosenfleisch isst. „Die Zärtlichkeit erzählt immer von neuen Dingen“, könnte man das Zitat von Sandro Penna übersetzen, das diesem Film als Motto dient. Denn Biancas Einladung in ihre Welt gilt vor allem jenen, die ihre Geschichten nur hier erzählen können.
von Luca Ferri
mit Bianca Dolce Miele, Natasha De Casto, Dario Bacis, Domenico Monetti, Walter Zombie, Umberto Baccolo, Delfina Unno, Assila Cherfi
Italien 2020 Italienisch, Portugiesisch 77’ Farbe Dokumentarische Form

Mit

  • Bianca Dolce Miele (Bianca)
  • Natasha De Casto (Natasha)
  • Dario Bacis (Kunde)
  • Domenico Monetti (Kunde)
  • Walter Zombie (Walter)
  • Umberto Baccolo (Kunde)
  • Delfina Unno (Kundin)
  • Assila Cherfi (Freund)

Stab

Regie, Buch Luca Ferri
Kamera Andrea Zanoli, Pietro De Tilla
Montage Chiara Tognoli
Ton Duccio Servi
Produzent*in Federico Minetti, Andrea Zanoli
Ausführende Produzent*innen Andrea Zanoli, Federico Minetti

Luca Ferri

Geboren 1976 in Bergamo, Italien. Er ist als Autor, Fotograf und Filmemacher tätig. Nach zahlreichen dokumentarischen Arbeiten folgte 2015 mit Abacuc sein Spielfilmdebüt. Seine Filme zeigt Ferri auf nationalen und internationalen Filmfestivals, in Museen und Kunstgalerien. La casa dell'amore beschließt nach Dulcinea (2018) und Pierino (2018) eine Trilogie mit Filmen, die zur Gänze in Wohnungen aufgenommen wurden.

Filmografie

2011 Magog (o epifania del barbagianni); 66 Min. 2012 Kaputt (Katastrophe); 14 Min. · Ecce ubu; 60 Min. 2013 Habitat [Piavoli]; 61 Min. 2014 Caro nonno (Dear Grandpa); 18 Min. · Abacuc; 83 Min. · Ridotto mattioni (Mattioni Reduced); 10 Min. 2015 Tottori; 6 Min. · Cane caro (Dog, Dear); 18 Min. · Una società di servizi (A Society of Services); 30 Min. 2016 Colombi; 20 Min. 2017 Ab ovo; 24 Min. 2018 Dulcinea; 64 Min. · Pierino; 70 Min.

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2020