Daddy and the Muscle Academy

In den späten 1940er-Jahren begann der Künstler Tom of Finland seine sexuellen Fantasien zeichnerisch umzusetzen. Mit der Veröffentlichung seiner Werke in amerikanischen Männermagazinen wurde er weltberühmt. Schwule Männer begannen, ihre Körper, ihren Look und ihr Selbstverständnis entlang seiner Idealisierungen maskuliner, in Leder oder Uniform gekleideter Männer zu formen. In den Zeichnungen kommt eine selbstbestimmte Lebenslust, befreit von jedem Gefühl von Schuld, zum Ausdruck, die als Gegengewicht zur gesellschaftlichen Unterdrückung begriffen wurde.
Der künstlerische Essay ist der einzige Film über ihn, in dem Tom of Finland selbst auftritt. Er berichtet von seinen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg und von der Motivation für sein Schaffen. Andere Künstler wie Isaac Julien beschreiben die Faszination, die Toms Fetisch-Welt auf sie ausübt. Eine umfassende Retrospektive seiner Zeichnungen wird mit Underground-Filmbildern von Körpern, die sich gladiatorengleich zu dunklen, maschinellen Techno-Sounds bewegen, in Dialog gesetzt. Tom of Finlands subkulturelle Ikonen dekonstruierten die damalige Mainstream-Vorstellung vom homosexuellen Mann und inspirieren bis heute die queere Community, den Körper als politische Bestimmung zu begreifen, ihn der eigenen Identität anzupassen und sichtbar zu machen.
von Ilppo Pohjola
mit Tom of Finland
Finnland 1991 Finnisch, Englisch 55’ Farbe & Schwarz-Weiß Dokumentarische Form

Mit

  • Tom of Finland

Stab

Regie, Buch Ilppo Pohjola
Kamera Kjell Lagerroos
Animation Seppo Rintasalo
Montage Jorma Höri
Musik Elliot Sharp
Mischung Kikeono
Ton Kikeono
Produzent*innen Kari Paljakka, Alvaro Pardo
Restaurierung Ilppo Pohjola

Weltvertrieb

Produktion

Ilppo Pohjola

Geboren 1957, lebt in Helsinki. Er studierte am American Film Institute in Los Angeles, am Sheridan College in Toronto und am Harrow College of Higher Education in London. Nach seinem Debütfilm Daddy and the Muscle Academy drehte er weitere Filme, in denen sich das Leitmotiv der Transformation findet. Er arbeitete auch als Videokünstler, Dokumentarfilmer, Kameramann, Grafiker, Musiker und produziert die Arbeiten der Filmemacherin und Videokünstlerin Eija-Liisa Ahtila.

Filmografie (Auswahl)

1991 Daddy and the Muscle Academy; Panorama 1992 P(l)ain Truth; Kurzfilm; Panorama 1998 Asphalto – An Aria for 13 Demolition Derby Cars, Girls & Gas Stations; Panorama 1999 Routemaster – Theatre of the Motor; Kurzfilm; Panorama 2012 1 Plus 1 Plus 1 – Sympathy for the Decay

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2019