Sweet Food City

Wie werden Pekings in aller Rasanz aus dem Boden gestampfte Stadtteile wohl in wenigen Jahren aussehen? Eine Frage, die sich direkt zu Beginn stellt, wenn die Kamera über das heruntergekommene Viertel einer nordchinesischen Stadt gleitet. Manchen Gebäuden fehlen die Fenster, die Fassaden bröckeln und in der Mitte eines mehrstöckigen Hauses klafft wie eine Wunde ein gigantisches Loch. Die Ziegelsteine wurden ausgeschlagen und für andere Zwecke verwendet. Überhaupt wird in dem Titel gebenden Stadtteil alles, was nicht niet- und nagelfest ist, zur Instandhaltung der eigenen vier Wände verwendet. Dieser dokumentarische Schauplatz mit seinen Bewohnern ist der dritte Protagonist in Gao Wendongs Regiedebüt. Erzählt wird von der zarten Annäherung zwischen einer Prostituierten und einem arbeitslosen jungen Mann. Man verbringt die Tage miteinander, isst, faltet kleine Papierdrachen oder schaut Fernsehen. Auch das Bett teilt man, jedoch in sexloser Eintracht. Die Unwirtlichkeit der Umgebung scheint auch auf das Dasein der beiden übergegangen zu sein. Wie das Viertel hält es keine wirkliche Perspektive mehr bereit. Architektur und Bewohner sind in Sweet Food City eine seltsame Symbiose eingegangen, der das Paar dennoch kleine Hoffnungsfunken abtrotzt.
Anke Leweke
von Gao Wendong
mit Huang Jingbo, Quan Chao
Volksrepublik China 2008 91’

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