W.R. - Misterije Organizma

W.R. - The Mysteries of Organism
Jugoslawien, Bundesrepublik Deutschland 1971 Mehr als drei Jahrzehnte Jahre ist es her, dass im 2. Internationalen Forum des Jungen Films ein Film für Aufsehen sorgte, der andernorts die Zensoren auf den Plan rief: W.R. – Mysterien des Organismus von Dušan Makavejev. Es ist nicht nur ein Dokumentarfilm über Wilhelm Reich, den umstrittenen Psychoanalytiker und Sexualforscher, den die sexuelle Revolution als Adoptivvater wählte, sondern vor allem eine brillante, unterhaltsame, assoziative Montage aus dokumentarischem Material, inszenierten Passagen und Filmzitaten, in der Makavejev ungestüm die These durchleuchtet, dass eine freie (kommunistische) Gesellschaft und freie Liebe untrennbar zusammengehören. Beim Wiedersehen des Films fällt eher die ironische Systemkritik auf als die freizügige Darstellung genitaler Details und Vereinigungen. Beides hat aber wohl damals die Gemüter in Ost und West erhitzt. Heute ist zwar die Utopie einer sexuellen Revolution Geschichte, die heilsame Wirkung der Freisetzung sexueller Energie auf die Gesundheit hat ihre Nische in tantrischen Zirkeln gefunden und neuere Kulturtheorien bezweifeln schon länger, dass befreiter Sex den Garaus autoritärer Institutionen zeitigt, doch der Film hat dabei keinen Funken seiner Energie eingebüßt. Und die Parole „Comrade lovers, for your health’s sake, fuck freely!“ nichts von ihrem Charme.
Anna Hoffmann
von Dusan Makavejev
mit Milena Dravic, Jagoda Kaloper, Ivica Vidovic, Tuli Kupferberg
Jugoslawien / Deutschland (BRD ab 1949) 1971 80’

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