Le corbeau

In einer französischen Kleinstadt wird die Atmosphäre durch anonyme Briefe vergiftet, die mit bösen Denunziationen auf nahezu jeden Bürger zielen, insbesondere aber auf Dr. Germain, dem sie Ehebruch und Abtreibungen vorwerfen. Und tatsächlich trifft sich der Arzt heimlich mit der Frau seines Vorgesetzten, dann beginnt er ein Verhältnis mit einer verkrüppelten Frau, schließlich muss er falsche Angaben zu seiner Identität eingestehen. Ist er selbst womöglich »Le Corbeau«, der »Rabe«, wie sich der anonyme Autor nennt, auf den nun eine Hexenjagd beginnt? ... Mit seiner dem deutschen Filmexpressionismus entlehnten »Clair-obscur«-Szenerie wirft Le Corbeau Licht auch auf eine moralische Ambiguität: »Sie denken, dass die Menschen entweder gut oder schlecht sind. Dass das Gute hell und das Böse dunkel ist. Aber wo verläuft die Trennungslinie zwischen beidem?« Unter deutscher Besatzung von der Ufa-Filiale Continental produziert, wurde der Film für Deutschland gesperrt. Von katholischer wie kommunistischer Seite heftig attackiert, erhielt Henri-Georges Clouzot nach der Befreiung 1944 zunächst Berufsverbot. Erst nach Fürsprache Sartres und Cocteaus wurde das frühe »chef d’œuvre« des französischen Film noir 1947 rehabilitiert.
von Henri-Georges Clouzot
mit Pierre Fresnay, Ginette Leclerc, Micheline Francey, Pierre Larquey
Frankreich 1943 93’